Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 148
(PDF, 59 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0150
irgendeinem geplanten Großunternehmen ansehnliche Beträge zur Verfügung gestellt
hatten — nach Hansjakob zum Kauf des Bühlhofs und des Mühlhofs. Als
der Zusammenbruch kam, waren sie es, die auf Versteigerung drängten und dabei
einen erheblichen Teil des „gut" angelegten Geldes einbüßten.

Ein Grundübel scheint der Umstand gewesen zu sein, daß der bäuerliche Betrieb
nicht krisenfest war. Völlig auf den Ertrag des Waldes eingestellt, unterlag
er den gewaltigen Schwankungen, die, sich regelnd nach Bedarf und Bewertung,
den Erlös aus Holz bestimmten. Hier konnte es sehr wohl geschehen, daß der
Hofbauer als einzelner zu Schaden kam, daß seine Wirtschaft ins Stocken kams).
Äcker und Wiesen reichten offenbar zur Überbrückung dann nicht aus. Fehlten
einmal die Einkünfte aus dem Wald, setzten die Zahlungen aus, so begann die
Verschuldung. — Es fällt auf, daß Einnahmen an die Gantmasse nicht erwähnt
werden. Das heißt doch wohl, daß Harter zuletzt entweder nur gegen bar (und
damit „um jeden Preis") verkauft oder daß ihm niemand mehr Holz abgenommen
hatte, vielleicht auch, daß die Wälder längst über Gebühr beansprucht waren.

Welche Momente darüber hinaus, und möglicherweise entscheidend, mitgewirkt
hatten, Harter an den Bettelstab zu bringen, ist aus unsern Akten nicht faßbar.
Den Schlüssel gibt uns Heinrich Hansjakob: Bei der Brautschau nach dem Tod
der ersten Frau holt sich der „Bauernfürst" Andreas Harter bei „der Gallenbacher
Soph" einen Korb, da sie der Meinung ist, der Vogt „hause ab" = er
komme um Hab und Gut. Die gleiche „Ahnung" hatte, allerdings ohne sich
durchsetzen zu können, der Franzenbur Hauer, der Vater der zweiten Frau. Das
war schon 1821!

Wo die Harterschen Hofanlagen standen und ein paar magere Äcker kümmerliche
Erträge brachten, dehnt sich heute Wald.

Daß der Wald bei planvoller Pflege und in einem größeren Rahmen der Wirtschaft
mehr nütze als gequälte Äckerchen, war eine Erkenntnis, die seit etwa 1830
die staatliche Wirtschaftspolitik grundlegend bestimmte. Diese wurde auch für die
Standesherrn richtungweisend.

Zur Umstellung zwangen bittere Lehren. Besonders der Zustand der Privatwälder
und der genossenschaftlich genutzten Gemeindewälder war geradezu trostlos
. Ein meist nur durch Verdienenwollen gesteuerter Abholzungsbetrieb hatte
vielerorts eine Zerstörung der Waldgebiete eingeleitet. Die wirtschaftliche Not
der Zeit vor der Entstehung des Zollvereins führte dann zahlreiche Waldbesitzer
dahin, ihre Wälder an Holzhändler abzustoßen. Diese betrachteten den Wald als
ein Mittel, möglichst rasch zu Kapital zu kommen, und führten radikale Ab-

geb. Cachenal (4000 fl.), Heinrich Müller-KIeiling sei. Kinder (6000 fl.). — Heinrich Hansjakob irrt also,
wenn er behauptet, „zwei alte Wibervölker" seien „die Hauptgläubiger" gewesen.

B) Unrichtig ist es zweifellos, wenn Hansjakob schreibt, in Harters Wäldern sei für 150 000 Gulden
schlagbares Holz gestanden, das schlagbare Holz sei das Doppelte der Schulden wert gewesen. Harter
hatte, wie erwähnt, mindestens 160 000 fl. Schulden. Und daß aus dem zu 26 700 fl. angeschlagenen
Wald des Harterschen Hofgutes, dessen Waldbestand ausdrücklich als gering bezeichnet wird, und dem
zu 59 900 fl. geschätzten Wald des Hauerschen Hofes für 150 000 fl. schlagbares Holz hätte herausgeholt
werden können, ist mehr als unwahrscheinlich. Die fürstenbergischen Fachleute sind in ihren Schätzungen
zurückhaltender. Sie setzen für den gesamten Holzwert — nicht bloß den Wert des schlagbaren
Holzes! — äußerstens 49 600 fl. und den Gesamtwert der beiden Güter 65 000 bis 70 000 Gulden ein.

148


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0150