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stand oft aus einer Milchsuppe oder einer Kartoffelsuppe und Bibelis-
käse (Sch II 38). Auch fehlte, besonders bei den Männern, das Kirschwasser
zum Frühstück nicht (Sch 160). Kaffee war zu Hansjakobs
Knabenzeit weder bei den Bauern noch bei den Bürgern üblich, weil
er zu teuer war (B 109).
Die Bauernkinder nahmen Brot oder Äpfel oder Brot und etwas
Speck mit in die Schule (E 349). Speck und Schnaps waren als Frühstück
draußen im Feld oder im Wald, beim Bauern wie beim Holzfäller
, recht beliebt.
Wenn auch Kraut und Knöpfle oft auf den Bauerntisch kamen, so
mußte sich doch mancher Bauer oftmals mit weniger begnügen; so erscheint
„geschmelztes" Habermus als einziges Tafelgericht (ESch97).
Hatte der Bauer, vor allem der wohlhabende, Besuch, sei es eines
guten Bekannten oder eines Handwerkers, vor allem des Schneiders,
der „auf Stör" arbeitete, so gab es besseres Essen. Milchsuppe, Speck
und Sauerkraut bildeten das „Entree"; dann wurde eine Platte voll
Dummis, mit Huzeln (gedörrte Birnen) garniert, aufgetragen. Dum-
mis ist ein „Gebäck aus Mehl und Eiern, das in der Pfanne in kleine
Stücke zerhackt wird" (WK 5 ff.). Auch Bratwürste werden, wenn Besuch
da ist, gerne aufgetischt. Diese Bratwürste, die der Bauer selbst
macht, werden im Rauch getrocknet und dann im Kornkasten des
Speichers versteckt (B 62, Sch I 104). Auch an Wein fehlte es nicht.
„Strüwle" sind das „feinste Mehl- und Schmalzpräparat einer Bauernküche
in Alemannien" (WK48).
Von einer nur für gute Magen erträglichen Zusammenstellung des
Vieruhrbrotes berichtet Hansjakob einmal (VW 396); es bestand aus
kaltem Sauerkraut, kaltem, gekochtem Speck, Kirschen, vom Baum
eben gebrochen, und Apfelmost.
Zum Abendessen, das im Winter im allgemeinen um sechs Uhr
eingenommen wurde, gab es meist Suppe, etwa eine Gerstensuppe
mit Kartoffeln, und als Dessert süße Milch (E350L).
Die Bauern, die noch gegen Ende des 18. Jahrhunderts nach Haslach
am Sonntag zur Kirche und am Montag auf den Markt gingen,
begnügten sich mit etwas Schnaps, während die Bauersfrauen ihre
Milchsuppe aßen (MM 161). Im 19. Jahrhundert bestand das Marktessen
des Kinzigtäler Bauern in „Brote und Salat", wobei unter Braten
stets der Kalbsbraten verstanden wird (Sch II 140). Bessere Bauern,
die an Markttagen im Städtle einkehrten, verzehrten ein Röstele (geröstete
Leber) und tranken dazu einen Schoppen Wein (Sch II 139).
Diese Vorliebe für „Brote und Salat" ist verständlich, wenn man be-
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