Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
37. Heft.1957
Seite: 188
(PDF, 59 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1957/0190
Uralte Ettenheimer Rebzunft

Zunttordnung von 1716

Die Zünfte spielten in früheren Jahrhunderten, insbesondere im Mittelalter, in
den Städten eine erhebliche Rolle. Sie waren Organe öffentlichen Rechts und mitbestimmend
in der Gemeindeverwaltung, nachdem sie sich gegen Adel und Bürgertum
durchgesetzt hatten. So gab es z. B. in Freiburg ursprünglich 18, dann 12 Zünfte,
auch eine Rebzunft, und der oberste Zunftmeister war neben Schultheiß und Bürgermeister
der dritte Hauptbeamte der Stadt. Nicht nur wirtschaftliche und politische,
sondern auch militärische Bedeutung hatten die Zünfte, sie waren an der Verteidigung
der Stadt beteiligt. Als z. B. 1299 die Freiburger mit dem Stadtherrn, Graf
Egeno III., im Streit lagen und der Straßburger Bischof Konrad von Lichtenberg,
ein Schwager Egenos, diesem mit einer Streitmacht zu Hilfe eilte, war auch die
Metzgerzunft zum Kampfe aufgerufen und wurde der Bischof, hoch zu Roß, von
einem Mitglied dieser Zunft mit dem Spieß durchrannt und so der Sieg der Freiburger
erfochten. An der Stelle dieses Ereignisses, an der Straße Freiburg—Lehen,
etwa 1 km südöstlich von Betzenhausen, steht heute noch als Erinnerungsmal das
sogenannte „Bischofskreuz". Die Metzgerzunft hatte in der Folgezeit den Vortritt
bei der Fronleichnamsprozession.

I.

Auch in Euenheim gab es Zünfte, eine Rebzunft wohl schon lange vor dem
Dreißigjährigen Krieg, 1694 urkundlich diese und eine Allgemeine Handwerkerzunft
. Die Rebzunft, umfassend alle Reb- und Ackersleute, hatte von 1701 bis 1845
eine eigene Zunftstube auf einem Platz, der ihr gehörte und wohl noch ein Brandplatz
von 1637 her war, auf dem schon vor dem Dreißigjährigen Krieg eine Zunftstube
bestanden haben dürfte. Auf diesem Platz, der „lange Jahre öd gelegen",
erbaute der Bäcker Hans Jakob Leibling 1701 ein eigenes Haus mit der Verpflichtung
— als Entgelt für den zur Verfügung gestellten Platz—, im II. Stockwerk eine
Zunftstube nebst Küche einzurichten. Es handelt sich um das heute der Volksbank
gehörende Haus Sigmund Wehrle in der Ettikostraße, damals „Schläfergasse" genannt
nach der ruhenden Skulptur am Hause des Oelers Henninger. (In einer Urkunde
von 1721 wird Leibling Laibel genannt, wohl ein Mitglied der später Laible
sich nennenden Sippe, aus der auch Vorfahren von Scheffel stammen.) 1845 verzichtete
die Rebzunft auf ihr Stubenrecht gegen Zahlung einer Abfindungssumme
von 425 Gulden durch den damaligen Hauseigentümer.

Die Rebzunft hatte Strafbefugnis gegenüber ihren Mitgliedern und war an der
Abhör der Stadtrechnung beteiligt. So sind z. B. Zunftmeister in den Stadtrechnungen
aus der Zeit 1766 — 1784 erwähnt. Zunftmeister und Beisitzer wurden vom
Oberamtmann handgelübdlich verpflichtet. Alle zwei Jahre gab es eine „Zunfterneuerung
" mit Neuwahl der Zunftfunktionäre und Rechnungsablegung. Die Rechnung
wurde vom Amtsrevisorat, der juristischen Abteilung des Bezirksamtes (Vorgänger
des Amtsgerichts 1857), geprüft und verbeschieden. Auf der Zunftstube,
wurde das „Gebot" abgehalten.

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