Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 16
(PDF, 66 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0018
Nikolaus L e n a u, ein Romantiker, der Romantik nicht nur schrieb, sondern
auch durchlebte, verliebte sich, schon geisteszerrüttet, an der Tafel des „Hofs von
Holland" in die Frankfurterin Marie Behrends. Wenige Wochen nach der Verlobung
erlitt er einen Tobsuchtsanfall und wurde in die Irrenanstalt gebracht, die
ihn nicht mehr freigab.

Mit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schwächte sich der französische
Einfluß auf Baden-Baden ab, andere Bereiche zeichneten sich ab, neue Kräfte gewannen
die Oberhand.

Während der Revolutionswirren des Jahres 1849 war Prinz Wilhelm von
Preußen zum erstenmal nach der Bäderstadt gekommen und in der „Maison
Meßmer" abgestiegen. Aus dieser Zwangseinquartierung erwuchs eine Freundschaft
zu Baden-Baden und dem Hause Meßmer, die erst mit dem Tode des Monarchen erlosch
. Mit der ihm eigenen Regelmäßigkeit fand sich der Prinzregent und spätere
König und Kaiser jeden Sommer zur Kur ein. Diese Verbindung zwischen Norden
und Süden wurde noch enger, als Großherzog Friedrich von Baden die Tochter des
Prinzregenten heimführte. Stärker denn zuvor wurde nunmehr Baden-Baden eine
Stätte hochpolitischer zwischenstaatlicher Verhandlungen und entscheidender, folgenschwerer
Entschlüsse. Da bei der damals geltenden Geheimdiplomatie die Unterredungen
zumeist in engsten Kreisen hinter verschlossenen Türen geschahen, konnten
die Ergebnisse solcher Begegnungen nachträglich nur im Ungefähren aus den
mutmaßlichen Folgen ermittelt werden.

Otto von Bismarck wohnte gewöhnlich im „Hotel d'Angleterre" unweit der
Unterkunft seines königlichen Herrn. Dort besuchte ihn am 27. Juli 1858 Graf
Camillo von C a v o u r , leitender Minister des Auswärtigen in Königlich Sardinischen
Diensten, und erläuterte die Abmachungen über die Einigung Italiens,
die er kurz zuvor mit Napoleon III. zu Plombieres getroffen hatte.

Zwei Jahre später erwiderte der Kaiser der Franzosen einen Besuch Großherzog
Friedrichs. Dies war indessen nur der Deckmantel seiner Reise nach Baden-Baden.
Im Grunde suchte er nach der Niederlage Österreichs bei Solferino die Bundesfürsten
, vor allem den Prinzregenten von Preußen, über die friedlichen Absichten
Frankreichs zu beruhigen. Gleichzeitig wollten die regierenden deutschen Fürsten
ihre Einstellung zum Deutschen Nationalverein überprüfen. Dadurch wurde der
Besuch Napoleons Anlaß zu einem allgemeinen deutschen Fürstentage, und
erstaunt erlebten die Baden-Badener das streng beachtete und gewahrte Zeremoniell
fürstlicher Besuche. Mitte Juni reisten die Könige von Bayern, Sachsen und Hannover
nach der Bäderstadt, wo sie von Prinzregent Wilhelm erwartet wurden.
Der bejahrte König Wilhelm von Württemberg blieb seiner altmodischen Reisekutsche
treu und fuhr in biederer Gemächlichkeit von Gernsbach her in die Stadt
ein. Am Morgen des 15. Juni brachte der kaiserliche Sonderzug Napoleon III.
nach der Bäderstadt. Er wurde am Bahnhof durch Großherzog Friedrich begrüßt
und nach dem „Hotel Stephanie" geleitet. Dort empfing der Kaiser der Franzosen
während des Vormittags die deutschen Fürsten, abends gab Großherzog
Friedrich ein Essen im Neuen Schloß. In der Nacht verließ jedoch Napoleon III.
seine Gemächer im Hotel und fuhr heimlich nach dem Pavillon der Herzogin

16


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0018