Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 54
(PDF, 66 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0056
400 km von Bamberg entfernt. Wegen dieser weiten Entfernung hat Bamberg den
Gengenbacher Besitz anders verwaltet und verwertet als seine in der Nähe gelegenen
Dotationsgüter. Wieviel davon von Bamberg anfänglich in unmittelbarem
Eigenbau verwaltet wurde, wissen wir mangels Quellen nicht sicher. Wir kennen
nur sein Ende. Bischof Otto der Heilige (1103—1139)13) hat die anscheinend letzten
, im Bamberger Eigenbau gewesenen Güter dem Kloster Gengenbach übergeben14
). Von da an war aller bambergische Besitz im Bereich des Klosters Gengenbach
ein geschlossenes bambergisches Verwaltungslehen geworden. Lehensträger
wurde der Abt von Gengenbach, der damit dem deutschen Lehensrecht unterworfen
wurde. Auch alle späteren Erwerbungen des Klosters Gengenbach wurden
ohne weiteres zu dem Bamberger Lehen gerechnet; es gab keine Ausnahme15).

Immer wenn in Bamberg ein neuer Bischof gewählt war, mußte der Abt persönlich
auf dem weiten, kostspieligen und oft auch gefährlichen Weg nach Bamberg
reisen und von dem neuen Bischof als seinem Oberlehensherrn die Leitung des
Klosters und die Verwaltung der zeitlichen Zubehörden als Lehen neu empfangen.
Genau das gleiche mußte aber auch geschehen, wenn in Gengenbach ein neuer Abt
gewählt wurde.

Diese Lehensinvestitur in Bamberg ging nach altem, symbolischem Zeremoniell
vor sich16):

1. Am herrlichsten Plätzchen von Bamberg stand eine alte Benediktinerabtei:
St. Michaelsberg oder Mönchsberg. Dort hielt sich bei solchen Anlässen der Gengenbacher
Abt auf und fuhr in der von dieser Abtei geliehenen Kutsche um 12 Uhr
mittags vor die fürstbischöfliche Residenz. Am Portal wurde er vom Hoffurier
empfangen und die Stiege hinauf durch den sogenannten Gardeisaal geführt. Ein
oder zwei Schritte vor dem Tafelzimmer erwartete ihn der Obermarschall und begleitete
ihn durch dieses Zimmer in das sogenannte Obermarschalkenzimmer, wo
er so lange verweilen mußte, bis der Obermarschall dem Fürsten seine Ankunft
gemeldet hatte. Inzwischen wurde der Abt vom Lehenspropst, dem Hofbeamten,
der die Lehensangelegenheiten leitete, unterhalten. Schließlich geleitete der zurückgekehrte
Obermarschall den Abt in das große Audienzzimmer17), in dessen Mitte
er stehen blieb.

In diesem Saal saß auf einem etwas erhöhten Platz unter einem Baldachin der
Fürstbischof auf einem rotsamtenen Armsessel im Talar und Chorrock und hatte
sein rotes Birett auf dem Haupte. Neben ihm standen sein Kanzler und andere
Zeugen, worunter meist auch zwei Mitglieder des Domkapitels waren.

") Siehe die Urkunden und Akten im StaBa und Looshorn, Geschichte des Bistums Bamberg.

") [Der hl. Bischof Otto von Bamberg dem Kloster] Gengenbach dedit Heinbur, Obers-torff cum
aliis bonis et episcopali privilegio communivit, MG SS XII, 908.

ls) In aduocacia super quibusdam Prediis in Alsacia situatis, que a nobis et Ecclesia nostra Bambergens
! si cut et alia omni a temporalia eiusdem Monasterii (Gengenbach) in f e o -
dum procedere dinoscuntur . . ., U. vom 16. März 1378, GK 30/69 Gb Stift.

») StaBa A 221/1 z. B. Standbücher Nr. 205, 223 ff.

") Früher „große Rathstube" genannt (im Gegensatz zur ,.gewöhnlichen Ratstube"), StaBa A 221/1,
Standbuch Nr. 223 z. B. vom 11. Dez. 1642 fol. 2; 15. Sept. 1732, Standbuch Nr. 294 fol. 36 ff.; 23. Sept.
1758, Standbuch Nr. 344 fol. 20.

54


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0056