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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 71
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organisch einzugliedern und zu einer Einheit zu verbinden. Diesem
Bestreben dienten mehrere Konstitutionsedikte, die er 1807 in rascher
Folge erließ. In einem Vorwort zu denselben lesen wir:

„Nachdem durch Aufhebung der Kraft aller ehemaligen Grundgesetze des deutschen
Reichs die Verfassung all derer Lande schwankend und unsicher geworden
ist, deren Rechtszustand vorhin durch jene Gesetzt regiert wurde: so finden Wir
unumgänglich nötig, die Stelle jener veralteten Grundgesetze mit neuen, der Lage
unseres Großherzogtums angemessenen zu ersetzen. Da jedoch dieses weitläufige
und schwere Werk nur nach und nach gezeichnet und ausgeführt werden kann, so
wollen Wir da, wo es am dringendsten zu sein scheint mit einzelnen Constitutions-
edikten in das Mittel treten, aus deren Verbindung seiner Zeit die Constitution
Unseres ganzen Staates nach allen seinen Teilen hervorgehen möge."

Behandelte das I. Edikt die kirchliche Verfassung, so sollte das IL,
die Verfassung der Gemeinden, Körperschaften und Staatsanstalten
betreffend, für Achern von Bedeutung werden. Ende Januar 1808 wurde
das Oberamt Achern durch die Großherzogliche Regierung aufgefordert
zu berichten, welche Marktflecken in der vormaligen Ortenau
seien, wie groß jeder derselben sei und inwiefern sich der ein oder
andere seiner Lage und Gewerbsamkeit dazu eigne, nach § 5 des
Gemeinden-Edikts als Stadt organisiert zu werden. Der gehorsamste
Bericht des Obervogteyamts Achern vom 25. May 1808 lautete:

ACHERN, der ansehnlichste und einzige Marktflecken der Landgrafschaft Ortenau,
zählt 1327 Seelen, 311 Familien, 271 Häuser, bereits sämtliche Professionisten und
mehrere ansehnliche Gebäude; es liegt an der gang- und fahrbaren Bergrheinstraße
und am Ausgang des Kappler- und Sasbacher Tals, deren Viehzucht und die davon
abstammenden Erträgnisse, sowie hingegen ihre Bedürfnisse an Früchten und
Manufaktur-Waren den Acherner Wochenmarkt und die zwei Jahrmärkte beträchtlich
machen.

Außerdem besitzt Achern einen fruchtbaren Boden, dem durch Kunstfleiß all
mögliche Frucht- und Obstgattungen entlocket, die durch einen aus dem bey
Achern vorbeyfließenden sogenannten Feldbach eine halbe Stunde oberhalb Acherns
abgeleiteten künstlichen Canal getrieben, und wodurch die schönen und ergiebigen
Wiesfelder gewässert werden.

Durch die jüngste Landesorganisation ist Achern nun auch der Sitz eines Oberamts
, einer Forstinspektion und eines Physikats geworden, durch welches Acherns
Nahrungsstand zunehmen muß, und auch wirklich zugenommen hat.

Durch Erbauung eines Frucht- und Hanfhauses und Einführung eines Viehmarktes
könnte die Gewerbsamkeit am meisten vermehrt werden; bisherige Hindernisse
waren: die durch Kriegsjahre verschuldete Gemeindekasse und der nahe
gelegene altbadische Marktflecken Bühl, welcher den Vieh- und Fruchthandel der
ganzen umliegenden Gegend — ungeachtet Achern gleich schicklich liegt — durch
die Länge der Zeit und der dadurch herrührenden Gewohnheit der Vieh- und
Fruchtverkäufer an sich gerissen hat.

Außer Achern ist kein Ort in der ganzen Landvogtei Ortenau, welcher auch nur
einigen Anspruch auf den Rang einer Provinzialstadt machen könnte.

Schon am 14. Juni berichtet die Großherzogliche Regierung an das
Polizeidepartement, dem Marktflecken Achern sei nunmehr ad Inten-

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