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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 126
(PDF, 66 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0128
Bei der anerkannten Tüchtigkeit Zachmanns darf angenommen werden, daß er
unter normalen Zeitverhältnissen sein Unternehmen trotz der starken finanziellen
Belastung durchzuziehen befähigt war. Gegen den Eingriff der Sanitätskommission
in die Werbung für sein Mineralbad hätte er allenfalls noch mit einiger Aussicht
auf Erfolg ankämpfen können, wenn es ihm gelungen wäre, einen einflußreichen
Fürsprecher zu finden. Aber gegen die wirtschaftlichen Folgen der Revolutionszeit
war er machtlos. Er war ja auch nicht der einzige, der in jener Zeit in Gant verfiel
. Es wurde schon erwähnt (Fußnote 17), daß es dem jungen Ochsenwirt Hilberer
fast zur selben Zeit nicht anders erging. Und Hansjakob schreibt im Anschluß an
den Bericht über das schwere Schicksal seines Götti: „Ähnlich hartes Los traf meine
Göttle (Patin). Sie war, als ich geboren wurde, die Frau des Metzgermeisters
Vinzenz Kröpple. Als dieser nach wenig Jahren starb, heiratete sie, eine lebenslustige
Wolfacherin, Sofie Neff, die Tante meines Theodor, des Seifensieders, 1841
den frankfurter Hans', Johannes Merz, einen stattlichen Fuhrmann aus Riedheim
, Oberamt Tuttlingen im Schwabenland, der jahrelang mit seinem Viererzug
von Frankfurt her in Hasle angefahren war. Sie kauften 1842 das Adlerwirtshaus
von dem abziehenden Fürstenbergischen Hofwirt.

Die Reaktionsjahre 1851 und 1852 zogen auch die Adlerwirtsleute, wie so viele
Tausende jener geldarmen Zeit, in die Tiefe. Sie verloren alles, wanderten nach
Amerika und betrieben noch bis zu ihrem Tode viele Jahre lang eine kleine Wirtschaft
in Reading bei New York42)."

Die von Hansjakob angegebenen 3 Jahre bis zum Zusammenbruch seines Glückes
stimmen nur, wenn sie vom Revolutionsjahr 1849 an gerechnet werden. Im Großherzoglichen
Badischen Anzeiger für den Mittelrheinkreis erschien am 22. September
1852 unter der Rubrik „Schuldenliquidation" aus dem Bezirksamt Haslach
die Anzeige, daß der Fürstenberger Hofwirt Franz Zachmann in Gant erkannt
wurde und Termin auf der Amtskanzlei auf Donnerstag, den 7. Oktober vormittags
8 Uhr anberaumt ist.

Der Hauptgläubiger war, wie schon oben ausgeführt, die Großherzogliche
Militär-Witwen-Kasse in Karlsruhe, die bei der Versteigerung das ganze Anwesen
an sich brachte. Im Einschätzungsverzeichnis zur Gebäudeversicherung vom
Jahre 1853 erscheint sie als Besitzerin des bebauten Grundstücks. Dieses ist dort
mit folgenden Werten aufgeführt:

im Talacker in Zürich, erbaut 1826—1829 von Architekt Konradt Stadler (1788—1846). Abgesehen davon,
daß die Vorderfassade dieses Hauses nur sieben Fensterachsen aufweist, der Fürstenberger Hof
dagegen neun, also größer und stattlicher ist, gleichen sich die beiden Bauten wie ein Ei dem andern,
der Fürstenberger Hof könnte eine Kopie jenes schweizerischen Gebäudes sein. Bei der Beschreibung
des Züricher Hauses wurden die klaren Proportionen hervorgehoben: Verhältnis der Länge zur Höhe
sowohl bei der Fassade als auch beim Säulenvorbau wie 7 : 4.

Auch der Fürstenberger Hof zeigt in seinem Aufbau ganz klare Proportionen. Beim Hauptbau verhält
sich die Länge zur Tiefe im Grundriß sowohl wie die Länge zur Höhe der Fassade wie 2 :1, und der
Säulenvorbau hat in der Ansicht das Verhältnis Länge zur Höhe wie 7 : 5. Ähnlich klare Verhältnisse
in Grundriß und Ansicht haben auch die rückwärtigen Seitenflügel.

Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit darf angenommen werden, daß Zachmann und seine Frau auf
ihrer Schweizer Fahrt das Haus zum Sihlgarten zu Gesicht bekommen und zum Vorbild genommen haben.

<2) ,,Aus meiner Jugendzeit", S. 475.

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