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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 134
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0136
Dragonern mit Pferden vom 4. August bis 1. September 1791 dem Gastwirt Stigler
in Ortenberg 146 fl. 37 kr. bezahlen. Die Franzosen waren vom 20. April bis
6. Dezember 1797 in Zell-Weierbach im Freiquartier, ein vermöglicher Bürger
hatte 4 bis 6 Mann zu betreuen, dazu kam Schanzen bei Kehl und Lieferung von
Hafer, Heu und Früchten, der Herbst in den Reben wurde geplündert. Um den
Mißhandlungen zu entgehen, verbrachten die beiden Geistlichen der Pfarrei Weingarten
viele Monate bei Pfarrkindern im Riedle, wobei sie ihre Habe der Raubgier
eines mutwilligen Feindes überlassen mußten. Schrecklich hausten die Franzosen
in der Pfarr- und Wallfahrtskirche Weingarten. Die Türen der Kirche
wurden aufgesprengt, die Altäre verdorben, Kasten und Opferstöcke aufgebrochen,
die Fahnen und Prozessionslaternen mitgenommen, kostbare Borden an den Meßgewändern
, am Baldachin, Pluviale und Velum losgerissen und entwendet. Den
Bauern wurden auf der Straße und auf dem Feld die Schuhe und silbernen Schnallen
weggenommen, die Häuser friedlicher Bewohner wurden ausgeplündert, an den
Straßen die Kruzifixe zerschlagen. Mit dem Einzug von Elend und Armut unter
der Bevölkerung kehrten auch epidemische Krankheiten ein. Im Jahre 1791 starben
50 Personen an Blattern, gähem Tod, Steckfluß und hitzigem Fieber, 13 Kinder
waren infolge Frühgeburt dem Tode verfallen. 1793 kam zu den Blattern noch
die Ruhr, an der viele starben. 1795 starben über 30, 1796 48, 1797 73, 1798 29,
1799 68 Personen an Blattern oder Faulfieber, andere starben an Blutsturz, Ent-
kräftung, Lungensucht.

Die Revolution 1848/49

fand infolge der energischen Warnungen und Ermahnungen des Pfarr-Rektors
Geßler, der einige Zeit wegen Bedrohung für die Nacht in Rammersweier Obdach
nehmen mußte, in den drei Reborten keinen günstigen Boden. Es wurde zwar auch
stramm exerziert, aber die Bürgerwehr löste sich bald auf. Immerhin mußte die
Gemeinde Zell-Weierbach 1860 fl. Kriegskosten bezahlen.

Am Krieg 1870/71 haben 86 Söhne der drei Orte teilgenommen.

Im ersten Weltkrieg (1914—1918) stellte Zell-Weierbach 501 Mann,
Fessenbach 144, Rammersweier 212; gefallen und gestorben im Lazarett sind 70
Kriegsteilnehmer aus Zell-Weierbach, 19 aus Fessenbach, 49 aus Rammersweier.

Kirchliche Verhältnisse

Zum Offenburger Pfarrverband gehörten bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
Offenburg, Weingarten mit Zell-Weierbach, Rammersweier und Fessenbach, Ortenberg
mit der Kapelle auf dem Bühlweg, Bohlsbach, Elgersweier, Waltersweier,
dazu Capella Hospitalis S. Andreae sacra, Sacellum S. Michaelis super ossarium,
Sacellum S. Jacobi Apostoli apud Leprosarium. Mit der Zeit hatten die Pfarrkinder
von Offenburgs Umgebung ein eigenes Gotteshaus erhalten, so entstand
gegen Ende des 14. Jahrhunderts in Weingarten die Kapelle „Zu Unserer Lieben
Frau", die jetzige Sakristei, die 1396 von Bischof Wilhelm von Diest (nach Heizmann
von Weihbischof Bertold von Straßburg) konsekriert wurde. Aber erst im

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