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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 147
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1958/0149
Landvogtei Ortenau bildete mit dem Breisgau und Oberelsaß einen Bestandteil
der vorderösterreichischen Lande. Österreich ließ durch einen Kommissar alle seine
Rechte in der Landvogtei untersuchen und die Grenzen feststellen. Für die Stabsgemeinde
Goldscheuer geschah das im Jahre 1559. Deren Rechtsverhältnisse wurden
im Ortenberger Stockurbar (= Flurbuch) zusammengefaßt. Darin sind auch die
Grenzen der Gemarkung Goldscheuer angeführt; sie sind zugleich Hoheitsgrenzen.
Nicht weniger wie fünf Herrschaften umschlossen die Gemarkung, das westlichste,
abgesonderte Stückchen der Landvogtei. So gab unsere engere Heimat ein Bild
von der nationalen Zerrissenheit und erbärmlichen Kleinstaaterei.

Der Hexenwahn

In den Jahren 1628 und 1629 fanden in der Ortenau 56 Enthauptungen und
Verbrennungen statt, davon waren 5 weibliche Opfer aus Goldscheuer und Kittersburg
. Als Hexen wurden in Ortenberg hingerichtet: -Maria, Frau des Wendelin
Kopp (Kopf?) von Kittersburg; Maria, geboren in Freisten, Magd bei Wolf Kopf
in Kittersburg; Anna, Frau des Andreas Heiz von Goldscheuer. Am 4. April 1629:
Agnes, Frau des Georg Schneider von Goldscheuer; Martha, Frau des Bueben-
hofner von Kittersburg.

Auf der Folterbank gestanden diese Frauen die unsinnigsten Dinge. Die Frau
des Wendelin Kopf gab an: In heiterer Sternennacht ritt sie einmal mit ihrem
Buhlen (Teufel) auf einem Stecken lustig durch die Lüfte zu einem Hexenfeste.
Als sie durch die schwindeligen Höhen dahinjagten, rief sie erstaunt: „O Jesus!"
Damit kam sie ihrem Geleiter gerade recht. Er warf sie zornig über den Stecken
herunter und bläute sie tüchtig durch. Die Frau des Andreas Heiz erfreute sich
auf den Hexenfesten besonders am Glänze der Schultheißin von Altenheim und
ihrer Tochter. Sie trugen „goldene Stiefelin". Eine besondere Gestaltung erhielt
die Hochzeit der Frau Heiz dadurch, daß der Bräutigam Hämmerle (Teufel) als
Geißbock erschien. Die Kinder der Wolf Kopf in Kittersburg beobachteten eines
Morgens, wie Maria, die Magd des Hauses, am Melkstuhle saß und Melkbewegungen
machte. Von dem Hexenmeister gefoltert, bekennt sie, daß sie das auf Geheiß
ihres Buhlin Wekkerlin tat, um den Kühen der Eis Anna und der Lankh'lerin
Milch zu entnehmen.

Es ist anzunehmen, daß diese fünf Frauen nicht allein die Opfer der grausigen
Hexenverfolgung aus unserer Gemeinde waren.

Der Bauernkrieg

Die deutsche Zwergstaaterei lastete schwer auf dem Bauerntum. Nie gingen die
Fehden aus, in denen sich Fürsten, Bischöfe, Ritter und Städte bekämpften wegen
einer Burg oder eines Dorfes. Um dem Gegner zu schaden, ließ man seine Dörfer
in Flammen aufgehen und die Felder verwüsten. Zwei Drittel seiner Erträgnisse
mußte der Bauer seinen Herren abliefern.

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