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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 164
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wunderbarerweise erhalten. Nur langsam kehrten die geflohenen Bewohner
aus den Wäldern in das zerstörte Dorf zurück, und nur
zögernd begannen sie, ihr Heim wieder aufzubauen. Nach dem Tode
Ludwigs XIV. (1715) brauchte das durch die vielen Kriege erschöpfte
Frankreich auch Ruhe. So konnten sich die von der Kriegsfurie heimgesuchten
Gebiete erholen. Da erstand auch wieder Neuweier in
neuem Gewände. Nur der Besitzer des oberen Schlosses, ein verschwenderischer
Lebemann, beteiligte sich nicht am Aufbau. Er ließ
den Bau zerfallen, und als der Herr vom unteren Schloß sich erbot,
ihm seinen ganzen Besitz abzukaufen, war er sofort bereit. Weil eine
Reparatur sich nicht lohnte, ließ der Käufer die Gebäude abbrechen.
Sang- und klanglos verschwand 1788 der einstige stolze Bau nach
600 jährigem Bestehen. Es ist von ihm nichts mehr erhalten als Kellermauern
im „Rebstock", Fundamentsteine im Boden und Namen wie
Schloßacker, Schloßweg, Steinscher Wald. Sic transit gloria mundi!
Vorbildliche Arbeit wurde dagegen im unteren Schloß geleistet, zuerst
von den Dalberg, dann von 1782 ab von Franz Philipp Knebel
von Katzenellenbogen, der sich von der Diplomatenlaufbahn zurückzog
, um sich der Bewirtschaftung seiner Güter zu widmen. Durch
Käufe rundete er den Besitz ab, eine gute Buchführung gab ihm Übersicht
über die Rentabilität seines Betriebes, die er durch Einführung
• neuer Rebsorten (Niersteiner, Laubenheimer) erhöhte, auf ihn geht
die Bocksbeutelform zurück. So gab dieser Herr dem Neuweierer
Rebbau mächtigen Auftrieb.

Fast hundert Jahre hatte unser Dorf die Segnungen des Friedens
genossen. Die Kriegswunden waren verheilt, fleißige Arbeit brachte
einen gewissen Wohlstand ins Tal. Da loderte plötzlich wieder die
Kriegsfackel auf, von neuem entfacht vom westlichen Nachbarn. 1789
hatte man dort drüben unter dem Schlagwort Freiheit, Gleichheit,
Brüderlichkeit die Volksrepublik ausgerufen. Dieses Glück wollten
die Franzosen auch anderen Völkern bringen. Ihre Heere überschritten
den Rhein. Auch in unser Tal kamen einzelne Abteilungen. Die
Leute flüchteten in die Wälder wie früher, und als sie nach ihrem
Abzug zurückkamen, fanden sie ihre Häuser in greulichem Zustand.
Doch auf Grund der neuen Ideen versuchte die Gemeinde Neuweier
zusammen mit Steinbach und Varnhalt in einer umfassenden Denkschrift
an den Markgrafen Karl Friedrich, der seit 1771 auch Landesherr
der südlichen Markgrafschaft war, mehr Freiheit zu erlangen.
Man wünschte Abstellung von Verwaltungsmängeln, gerechtere
Verteilung der Fronarbeit bei Straßenbau, geringere Amtsgebühren

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