Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 166
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mit einem Schloßkaplan besetzt, der verpflichtet war, werktags die
hl. Messe zu lesen. Zum sonntäglichen Gottesdienst mußten die Einwohner
nach Steinbach gehen, wo auch Taufen, Trauungen, Seelengottesdienste
stattfanden, wo auch die Toten bis 1850 beerdigt wurden
. Das Recht auf eine Sonntagsmesse in der Kapelle war wohl 1821
gewährt, aber die Kapelle erwies sich als zu klein. Man mußte bauen,
entweder eine neue Kirche oder eine Erweiterung der Kapelle. Nachdem
man sich fürs letztere entschlossen hatte, wurde sie 1849 erweitert
, aber ungenügend, darum nochmal 1865 endgültig. In dieser
letzten, architektonisch höchst einfachen Form mit Spitzbogenfenstern
stand die Kirche bis 1945. Edler Opfersinn schmückte sie
mit gotischen Altären, dem Hochaltar mit Reliquien der Märtyrer
Probus, Felix und Lucidus, dem Muttergottesaltar mit der alten Muttergottesstatue
aus dem 14. Jahrhundert und dem Josephsaltar. Frommer
Opfergeist stiftete eine bessere Orgel und ein schönes Geläute
von vier Glocken. 1861 wurde Neuweier zur Pfarrei erhoben, 1862
baute man ein neues Pfarrhaus. Der erste Pfarrer hieß Theobald
Meyer, er ist auf dem hiesigen Friedhof beerdigt. Nach mehreren
Pfarrverwesern folgte Konrad Falchner, der 25 Jahre in Neuweier
wirkte, bis 1901. Es folgten die Pfarrer Leonhard Meidel, Anton Ziegler
, der auch auf dem hiesigen Friedhof ruht. Unter dem Geistl. Rat
Franz Xaver Nägele wurde die neue Kirche erbaut, 1953 schied er
von Neuweier, um Pfarrer Kilthau Platz zu machen. Zur Zeit des
Kirchbaues im vorigen Jahrhundert leitete Bürgermeister Reiß die
Gemeinde, an der Volksschule wirkte Philipp Miltner, ein guter Pädagoge
. Die Revolution in Frankreich 1848 wirkte ansteckend, auch
in Baden riefen Hecker, Struve die Republik aus, der Großherzog
floh aus seinem Schloß in Karlsruhe. Einige Neuweierer, u. a. Raimund
Himmel, Louis Knopf, setzten sich begeistert den großen
Schlapphut, den Heckerhut, auf und waren stolz darauf, Freischärler
zu sein. Doch als die Preußen kamen, verkrochen sie sich in den
hintersten Winkel und waren schließlich froh, mit heiler Haut davonzukommen
. Mißernten in jenen Jahren hatten sehr zur revolutionären
Stimmung beigetragen. Sie waren auch schuld an der hohen
Zahl der Auswanderer nach Amerika. In den fünfziger Jahren fuhren
23 Neuweierer über den Ozean. Die Zahl ging dann zurück, um in
den achtziger Jahren auf 35 anzusteigen. Darauf begann der Auswandererstrom
zu verebben.

Auf den Krieg von 1870/71 war die Gründung des zweiten Deutschen
Reiches erfolgt. Die Auswirkungen waren fühlbar bis ins

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