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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
38. Heft.1958
Seite: 187
(PDF, 66 MB)
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allabendlich die Litanei zur Gottesmutter gebetet und das Salve Regina gesungen
werden; so geschah es auch. Sie selber wohnte mit ihren Hofdamen regelmäßig
an; auch der Fürst selber war mit seinem Hofstaate öfters anwesend."

Der folgende Bericht aus dem gleichen Jahr sagt mit aller Deutlichkeit, wie eng
die Beziehungen zwischen dem Markgrafen und den Patres S. J. gewesen sein
müssen: „Um die Frömmigkeit bei sich selbst zu befestigen, wünschte er (Markgraf
Wilhelm) die Betrachtungen unseres hl. Vaters (Ignatius) zu machen; um es
ruhiger tun zu können, zog er sich in der Karwoche aus der Öffentlichkeit in unser
Kloster zurück; nur einen Diener nahm er mit. Die ganze Woche widmete er sich
den hl. Exerzitien. Wenn es Essenszeit war, so ging er mit uns zu Tische; er ließ
sich keinerlei andere Speise reichen."

Als weiterer Beweis für die dominierende Rolle der Jesuiten unter dem markgräflichen
Protektorat darf gelten, daß der Fürst jede sich bietende Gelegenheit
benützte, um den Jesuitenpatres weiteren kirchlichen Einfluß zu verschaffen, und
das bedeutete zugleich höhere Einkünfte für das Kolleg. So meldet der Chronist
des Jesuitenkollegs aus dem Jahr 1630 (ebd. S. 24): „So suchte der Markgraf das,
was an der vollen Fundierung fehlte, aus erledigten Kirchenpfründen, deren Verleihung
ihm zustand, zu ergänzen; so war am Kanonikatsstift hier (an der Stiftskirche
) ein Kanonikat erledigt; dieses wies er zugleich mit den Einkünften eines
Altars uns zu, wodurch unser jährliches Einkommen sich um 180 Gulden vermehrte
."

Durch die nach langen Verhandlungen mit Straßburg und Rom erfolgte Übernahme
des Rektorats in Ottersweier und die Gründung des dortigen Jesuitenkollegs
legte der Markgraf den Grundstein für die Missionsarbeit der Jesuiten in
der übrigen Markgrafschaft bis in die Ortenau. Otto Flake schreibt dazu in seinem
Roman „Schloß Ortenau" (S. 52): „Das Tal hat", so erzählt in dem Roman ein
katholischer Geistlicher, „wenn man sich so ausdrücken will, klerikalen Charakter
. Es gehörte dem Markgrafen in Baden-Baden, und die Jesuiten hatten in seinem
Ländchen alles zu sagen. Man mag über sie denken, wie man will, mir zum Beispiel
liegen sie nicht, aber sie haben gebaut, gelehrt, Seelsorge getrieben und den
Grund zu den überraschend vielen Wohlfahrtsstiftungen der Gegend gelegt .. ."

Einen weiteren Hinweis auf den das religiöse Leben des Markgrafen beherrschenden
Einfluß der Jesuiten bieten die Urkunden des Klosters Fremersberg. In
seiner „Geschichte des Klosters Fremersberg" (ZMuK. Nr. 47. März 1956) schrieb
Rochus Rupp (Karl May-Fischerbach t) nach einem Hinweis auf die gegenreforma-
torischen Maßnahmen des Markgrafen Wilhelm: „Bald gab es zwischen den einzelnen
Orden (Fremersberger Franziskaner — Baden-Badener Kapuzinern — Lichtenthaler
Zisterzienserinnen —■ Baden-Badener Jesuiten) Rivalitäten; so traten zusammen
mit den Zisterzienserinnen von Lichtenthai die Fremersberger Franziskaner
den Jesuiten entgegen, weil diese die Oberaufsicht über die Seelsorge in der ganzen
Markgrafschaft sich aneignen wollten." Bei alledem darf man auch nicht übersehen
, daß in jenen Jahren der Dreißigjährige Krieg tobte, wenn auch zunächst
die Markgrafschaft davon nicht unmittelbar berührt wurde.

Nun, aus dieser Sicht weitgreifender, von den Ideen der Gegenreformation
getragener Bemühungen des Markgrafen Wilhelm muß
man auch die von ihm betriebene Neugründung einer Bruderschaft
sehen. Hierüber berichtet der Chronist des Jesuitenkollegs schon aus
dem Jahre 1623 (ebd. S. 9): „Auch die Bruderschaft, die einst in einer
Kapelle der Stiftskirche bestanden hatte, wurde wieder ins Leben
gerufen. Es wurde bestimmt, daß die, welche aus beiden Geschlechtern
zugelassen werden wollten, beim Eintritt die heiligen Sakramente

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