http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0023
Auf dem Lande, da pflanzen wir Körner,
Die Städter müssen kaufen das Brot,
Auf dem Land bewahrt man den Glauben,
In Städten, da leidet er not.
Mein Häuslein steht drunten im Tale,
Wohl zwischen zwei Felsen alldort,
Ganz nahe am Wasserfalle,
Wohin mein Auge frohlockt.
Jetzt will ich mich anders besinnen
Und in die Nachbarschaft geh'n.
Ich will mir eine Braune gewinnen,
Die Braunen, die Schwarzen sind schön.
Sind sie auch schwarz von der Sonne,
So glänzt doch ihr schneeweißer Zahn,
Die Liebe macht glücklich, macht Wonne,
Der Liebe steht alles wohl an.
Die Liebe macht glücklich, macht fröhlich,
Die Liebe macht arm und macht reich,
Die Liebe macht Bettler zum König,
Die Liebe macht alles zugleich (P 250).
Lebensernst spricht aus dem Liede:
Wenn ich betracht' mein Lebenslauf,
Dann erstarrt mir meine Zung';
Es gehen mir die Augen auf,
Ich zitt're um und um,
Daß ich die edle Zeit verschwende,
So wenig an mein Gott gedenkt.
Der Tod steht schon vor meiner Tür,
Ach Gott, wie geht es mir! (E 335).
Vergebliches Warten auf den Freier, der nie kommt, findet in
folgendem Liede ergreifenden Ausdruck, das die Mädchen beim Spinnen sangen:
Mägdlein hielt Tag und Nacht
Traurig an dem Spinnrad Wacht;
Draußen rauschend 's Wasser sprang,
Saust' der Wind und 's Vöglein sang.
Röslein holt man in dem Hag,
Mich doch niemand holen mag!
Zeiten flieh'n — auch dieses Jahr
Führt mich keiner zum Altar.
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