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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 43
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Fuhrleute aus unserer Gemeinde in die französischen Magazine zu Bischofsheim
und Rastatt allerhand Kriegslieferungen ausführen, wofür die Gemeindekasse mit
1885 fl. belastet wurde. Für den Zeitraum von 1805—1810 verzeichnen die Gemeinderechnungen
an Ausgaben für Kriegszwecke 9000 fl.

Für die Kämpfe in Spanien hatte Napoleon ein badisches Regiment bestimmt.
Dabei waren auch Söhne aus der Gemeinde Goldscheuer: Georg Wehrle, Joseph
Klotz, Joseph Schäfer, Joseph Fischer, Joseph Hügel, Johannes Egg, Michael
Wehrle, Joseph Gut, Johannes Berl und Jakob Fien. Am 11. August 1808 empfingen
diese Soldaten von der Gemeinde 60 fl. als freiwillige Marschgebühren. Am
24. August führte der Oberst Porbeck das Regiment bei Kehl über den Rhein. In
50 Tagen legten sie den 1500 km langen Marschweg nach Irum in Spanien zurück.
Nach dem Zusammenbruch von Napoleons Macht im Jahre 1813 wurde das zusammengeschmolzene
Regiment in Frankreich gefangengehalten. Erst 1814 durften
die Badener wieder in die Heimat zurück. Von den 3000 Kriegern kamen nur
noch 500 kampffähige Männer nach Karlsruhe zurück, unter ihnen Georg Wehrle,
Jakob Fien, Hans Berl und Michael Wehrle. Jeder empfing aus der Gemeindekasse
„das gewöhnliche Gratuale" (Trinkgeld) mit 2 fl. 42 kr. Noch lange Jahre kamen
die vier Spanienkämpfer jeden Sonntag im Adlerwirtshaus zusammen und tauschten
ihre Erlebnisse und spanischen Sprachkenntnisse gegenseitig aus.

Friedrich Bittiger aus Marlen machte in der badischen Brigade unter dem Grafen
Wilhelm von Hochberg 1812 den Feldzug nach Rußland und den fürchterlichen
Rückmarsch mit. Er kämpfte auch in der denkwürdigen Völkerschlacht bei Leipzig,
16. bis 19. Oktober 1813, wo die Badener noch auf Seiten der Franzosen standen.
Erst nachdem der geschlagene Kaiser Napoleon über den Rhein geflohen war,
schloß sich Baden den Verbündeten an. Der größte Teil der badischen Truppen
belagerte unter dem Grafen von Hochberg die Festungen Landau, Straßburg und
Kehl. Ortenauer Bauern halfen Schanzen aufwerfen, die sich von Marlen bis
Sundheim und von Neumühl bis Auenheim hinzogen. Im Januar 1814 erhielt
Tulla vom Grafen Wilhelm von Hochberg den Auftrag, zur Beförderung der
badischen und russischen Truppen über den Rhein eine Brücke zu schlagen. Sehr
geschickt erledigte er sich des Auftrages und baute oberhalb Goldscheuer bei der
Insel Kuhgrün eine Schiffsbrücke, die Anfang März vollendet war. Bei ihr wurde
eine starke Brückenverschanzung angelegt.

In unserer Gemeinde lagen starke Truppenverbände. Vom 16. November 1813
bis 8. Dezember 1814 Bayern, vom 12. bis 14. Dezember Österreichisch-Schwarzenbergische
Ulanen und Württemberger, vom 24. Dezember bis 20. März russische
Truppen, vom 14. Januar bis 30 März Kosaken, vom 14. bis 24. Januar badische
Truppen unter Oberstleutnant Brigner.

Entsetzlich waren die Russen auf den Branntwein erpicht. Die Gemeinde kaufte
in dieser Zeit für das Militär in Zell 24 Ohmen Branntwein und 55 Ohm Wein
zum Preis von 1485 fl. Die hiesigen Wirte lieferten außerdem noch für 3153 fl.
Getränke. Für die Verpflegung der Offiziere mit ihren Bedienten reichten sie Forderungen
an die Gemeinde ein. Adlerwirt Georg Krämer 1335 fl., erhielt ersetzt 540 fl.;
Ochsenwirt H. Fehrenbach 948 fl., erhielt ersetzt 320 fl.; Sonnenwirt Joseph Kern

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