Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 122
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0124
In früheren Zeiten gebrauchte man zur Bildung von Flurnamen Suffixe lieber
als heute. Daß ihre Verwendung zurückgegangen ist, sieht man an der geringen
Anzahl, wie sie sich auch in unserer Gemarkung vorfindet. Das Suffix ig, das im
Nhd. noch bei Adjektiven vorkommt, ist bei den Neuweierern Namen an Hauptwörter
angeschlossen: Birkig an Birke = Birkenwald, Dächig an Dach = Terrain
mit mäßigem Gefälle, in Lebig steckt der Dativ hlewe des ahd. Wortes hleo = Höhe
(vgl. lat. levare, französisch lever), Stribig (geschr. auch streibig) geht auf mhd.
struppe = Gestrüpp zurück (vgl. nhd. struppig); in diesem Namen wird die
Erinnerung an den Zustand des Geländes vor der Rodung wachgehalten, wahrscheinlich
hat die Bearbeitung des Bodens auch nachher noch zu schaffen gemacht
wegen des in der Erde steckenden Wurzelwerkes. Die drei letztgenannten Gewanne
liegen auf der Spitze des Rebberges. Das Suffix i (y), heute ausgestorben,
war im Mittelalter sehr gebräuchlich. Man sagte betti, kürzi, breiti usw. statt bette,
kürze, breite. Vom 16. Jahrhundert ab wurde es durch e ersetzt. Bei den Flurnamen
von Neuweier findet es sich noch in Döry = Dürre. Das Gewann leidet
infolge der hohen Lage auf dem Rebberg an Wasserarmut. Das Suffix y kommt
noch im mundartlichen, nicht in das Flurverzeichnis aufgenommenen Borandy, das
hochdeutsch „am Bannrande" lauten würde, vor. Die im südlichen Teil der
Ortenau vorhandene Freude an der Verkleinerungssilbe el (le) teilt der Norden
nicht. Auch in Neuweier trifft man sie wenig an. Außer in dem schon erwähnten
Namen Fränkel kommt sie in der Flurbezeichnung Hefel vor. Dieses Gewann liegt
weit vom Ortsetter entfernt oben auf dem Rebbergkamm. Sollte es nicht möglich
sein, daß dort ein Wächterhaus, ein Hof, stand, dessen Bewohner die Aufgabe
hatten, das abgelegene Rebgelände zu beaufsichtigen? Angrenzend liegt da auch
das Gewann Wacht. Durchstreift man die Reben am Fuße des Schartenberges, dann
trifft man auf ein Gelände namens Eichwäle (Eichwäldele), hier war früher ein
Eichenbosch. Hinter der oberen Sägmühle beginnt das Bachmättel, das mehrere
Wiesen umfaßt. Ein kleineres Waldrevier hinter den Steinschen Waldungen nennt
der Volksmund Stidle, ein Wort, das vom mhd. stude == Staude, Busch herrührt.

Auffallend ist die öftere Verwendung des Grundwortes Bühn in zusammengesetzten
Flurnamen. Das mag mit der gewellten Oberfläche der Vorhügelzone
zusammenhängen. So wie der Speicher in der Mundart von Neuweier» Bih" heißt,
gab man kleineren Erhebungen gern die Bezeichnung „Bihn". Sie kommt vom
mhd. bün. Es gibt eine Langenbühn, Wagenbühn, Kastanienbühn, Schloßbühn,
Stoffelbühn, Friedrichsbühn, Hussenbühn. Mit Ausnahme der letzteren liegen alle
im Weichbilde des Dorfes. Einmal begegnen wir dem Namen bühel = Hügel in
Scharbühl, einem am Fuße des Schartenberges liegenden Rebgelände. Diese Gewannenamen
mit einheitlichem Grundwort sind durch Bestimmungswörter verschiedentlich
charakterisiert. Beim ersten handelt es sich um Äcker, die sich in
langer Flucht längs des Baches gegen die Stadt Steinbach hinziehen. Ehedem waren
die Reben mit wenig Feldwegen durchzogen. Mühsam mußte man vom Abstellplatz
der Wagen in „Ruckkorb" und „Ständel" die Lasten tragen; eine solche
Haltestelle lag an der Wagenbühn, an die sich dementsprechend das Gewann Feldweg
anschließt. Zu Rebpfählen verwendete man mit Vorliebe das dauerhafte

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