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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 126
(PDF, 62 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0128
man von altersher Viehzucht trieb, bestätigt der Weidacker. Auch Schafe zog man
auf, wie der Schafgrund beweist. Ob der Geisberg, im Volksmund Geißenbuckel
genannt, seinen Namen wirklich von den Geißen hat, ist fraglich. Hat man doch
bei Aufforstungsarbeiten Rebwurzeln gefunden, und auf einem Rebberg hatten
Geißen nichts zu suchen. Das Bestimmungswort ist wahrscheinlich bildlich zu verstehen
im Hinblick auf die Steilheit des Berges. Mundartliches „geissig" bedeutet
schwer zu begehen. Der Name Tränke führt uns in ein Waldrevier am Salmengrund
, wo an einer Wasserstelle das Wild seinen Durst zu stillen pflegte. Meister
Reineke begegnet uns im Tannenforst Fuchsrot hinter den Steinschen Wäldern.
Sein Name verbirgt sich auch noch in Fußacker und Fußmatt. Um die Mitte des
14. Jahrhunderts verschwand vor s der gutturale Reibelaut und wurde durch s
ersetzt, Fuchs wurde Fuß, zum Vergleiche diene Deichsel = mundartliches Dissl.
Im Laufe der Zeit trat eine Gegenbewegung ein, von der aber nicht alle Orte der
Ortenau erfaßt wurden, wie man an dem Beispiel von Neuweier ersieht. An die
wilden Tiere, die einst im Schwarzwald hausten, wird man erinnert durch Namen
wie Bärenstrich, Bernbach aus Bärenbach, Wolfshag. Die Vogelwelt ist vertreten
in Finkengarten und Späßbach aus Spechtsbach; der muntere Fink hält sich gern
bei den Häusern auf, in den Gärten; der Späßbach ist ein Wald im Quellgebiet
des Steinbachs.

Außer den auf der Flurkarte verzeichneten Namen griff ich hin und wieder,
wenn sich die Notwendigkeit ergab, auch auf solche nur im Volksmund gebräuchliche
zurück. Ihre Zahl möchte ich noch durch einige ergänzen, und zwar zunächst
durch die, welche Rebgebiete betreffen. In nächtlicher Stunde hört man des öfteren
am Rande des Schloßwaldes den Eulenschrei. Darauf geht der Name Ufner zurück,
von uve = Uhu. Dort oben ist auch der Minichberg, der als ehemaliger klösterlicher
Besitz diesen Namen bekam. Denn das Bestimmungswort geht auf mhd.
münich = Mönch zurück. Diese zwei Flurnamen sind eigentlich nur noch denen
geläufig, die dort oben auf dem Altenberg Besitz haben. Bekannter ist der Matzengraben
in Richtung Eisental. Graben bedeutet umschaffen, umgraben, und Matze
ist mhd. müze, ein Flächenmaß von 100 Schritt Länge und 10 Schritt Breite, das
6,4 Ar entspricht. Auf dem weiter oben erwähnten Flurplan von 1771 ist der
Name eingetragen. Der Burkertsberg gehört zur Gemarkung Steinbach, doch haben
auch Neuweierer dort Besitz. Das Bestimmungswort ist der Personenname Burkhart
. Das Gewann Rebgaß ist Ackerfeld; seit dem 16. Jahrhundert wird auch ein
tiefeingeschnittener Lößhohl weg Gasse genannt; nach dem Weg, der zu den Reben
führte, wurden die Felder rechts und links von ihm zum Gewann Rebgaß zusammengefaßt
. Die restlichen Namen betreffen Waldbezirke. Die bewaldeten
Hänge hinter den traurigen Überresten der 1940 abgebrannten Sägemühle nennt
der Volksmund immer noch Sägmüllerei. Auf der gegenüberliegenden Talseite ist
der Kübelbach; das Bestimmungswort geht auf mhd. kobel = Felsenschlucht zurück.
Der Bowasen gehört zum Gebiete des Stadtwaldes, wasen =s Rasen, Bo ist mundartliches
Wort für Bann, eine Bezeichnung für Gemarkungsteile, die nicht für
freie Benutzung offen waren. Sassenerler ist ein Erlenbosch bei den Sassenbach-
matten.

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