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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 166
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formen gegenüber. Daneben ertönt allgemein der Ruf nach einer
Stärkung der Reichsmacht und nach neuen, besseren Ordnungen.

Im Wirtschaftlichen bestimmt trotz entwickelter Geldwirtschaft
das alte Lehenswesen mit seinen Naturalleistungen das
Bild der Zeit. Auf Zehnten, Fronden, Abgaben jeder Art ist wie
selbstverständlich die Lebensgemeinschaft zwischen Hohen und Niederen
aufgebaut. Die Erzeugnisse des bäuerlichen Fleißes bilden die
allgemeine Grundlage, aber eine intensive Ausnutzung des Bodens
ist kaum bekannt. Man braucht weite Flächen, ausgedehnte Gebiete,
um die Ernährung zu sichern. An eine Zufuhr lebenswichtiger Nahrungsmittel
aus größerer Entfernung ist kaum zu denken. Aus dem
heimischen Boden muß die Nahrung gewonnen werden, und viele
Mäuler schreien nach Brot. Daher das zähe Ringen um jede Zeile
Ackers, jedes Stück Weide, jeden Zipfel Waldes. Im Kampf um das
tägliche Brot, das wenige leicht und in Fülle genießen, viele aber
nur mühsam und kärglich gewinnen können, ist der Blick der Menschen
auf die äußeren Lebensgüter gerichtet, ihr Denken ist sachlichnüchtern
, ihr Sinnen und Trachten scheint sich im Praktischen zu
erschöpfen.

Der Humanismus fährt wie ein Frühlingssturm über diese
Welt hin, ergreift Hohe und Geringe, schafft neue Werte, neue Vorstellungen
vom Sinn des Lebens und spaltet eine Schicht der Gebildeten
vom gemeinen Volke ab. Trotzdem bleibt die Lebensstimmung
noch einheitlich, denn diese Gelehrten, Poeten und Juristen
sind eifrig bemüht, die neugewonnenen Erkenntnisse auch für dTe
praktischen Zwecke des Tages auszumünzen, und bei mancherlei Anlässen
, bei Festen und Feiern, bei Lehens- und Zehntverhandlungen
kommen trotz strenger Scheidung der Stände Adel und bäuerlicher
Mensch immer wieder in enge Berührung miteinander.

Tiefer als der Humanismus greift die reformatorische Bewegung
ins Volk. Sie richtet den Blick der Menschen wieder stärker
auf die innere Welt, sie stellt die Fragen nach dem Schicksal der
Seele, nach Gott und Welt in den Mittelpunkt. Sie zwingt aber auch
zur Entscheidung und trägt Unruhe bis in die Familien hinein. In
Verbindung mit den sozialen Anliegen der Zeit und mit ihren politischen
Gegebenheiten verschärft sie die bestehenden Gegensätze
und schafft Spannungen, die sich schließlich in kriegerischen Auseinandersetzungen
entladen und das Jahrhundert weithin mit Waffenlärm
erfüllen. In diesen Kriegen aber finden die vom Adel als Lands-

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