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mehr unbesehen hin. Diese Grundsätze mögen wenigstens teilweise den von Pappenheim
bei seiner Arbeit über die Geroldsecker geleitet haben.
Wir erkennen zunächst das Bestreben, die Anfänge dieses Geschlechts möglichst
weit zurückzuverlegen und die Geschlechterfolge in diese alte Zeit zurückzuführen.
Daß es dabei nicht ohne Sprünge und Risse abgeht, ist verständlich. Mit einer
wissenschaftlich haltbaren Darstellung dieser Frühzeit ist es indessen trotz humanistischer
Prinzipien nicht sonderlich gut bestellt. Geschichtliches und Sagenhaftes
wird ziemlich kritiklos nebeneinandergesetzt. Für die Herkunft des Geschlechts
gibt der Herr von Pappenheim die zwei bekannten Versionen: von einem Recken
namens Gerold aus der Umgebung Karls des Großen oder von einem römischen
Senator jenes Namens. Nun, vornehme Geschlechter von den Römern abstammen
zu lassen, war damals Modesache und braucht nicht weiter ernst genommen zu
werden. Das hat schon Reinhard in seiner Pragmatischen Geschichte der Herren
von Geroldseck festgestellt. Aber auch das mit dem Recken Gerold aus dem Kreise
Karls des Großen hängt ziemlich im Leeren. Daß die Kaiserchronik und die
Reichenauer Chronik eine Gestalt dieses Namens kennen, genügt nicht, um eine
Geschlechterbeziehung zu den Geroldseckern herzustellen. Die Humanisten waren
bekanntlich in der Namensdeutung recht großzügig und nur zu leicht geneigt, auf
Klangähnlichkeit die gewagtesten Kombinationen aufzubauen, man vergleiche z. B.
aus ähnlichen Voraussetzungen die Ableitung der Herren von Zimmern von den
Zimbern. Wenn daher der Chronikschreiber die Namensgleichheit als ein bonum
argumentum apud historicos hinstellt (einen guten Beweisgrund für die Geschichts-
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