Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 194
(PDF, 62 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0196
Das Bemühen des Klosters um die Gründung von Städten auf Klosterboden
erregte die Unzufriedenheit des Adels 'der Nachbarschaft. Es kam 1233 zu Unruhen
, bei denen man gerade dem Klosterarchiv besonders schlimm zusetzte. Die
Urkunden wurden zerrissen und weggeworfen, so daß von der vorhergehenden
Zeit leider fast nichts mehr übrigblieb2). Der Abt mußte sich schleunigst eine
neue Besitzbestätigung und den päpstlichen Schutz verschaffen. Gregor IX. gab
dies durch seine Urkunde vom 5. Dezember 12343). Allein sie ist in zusammenfassenden
Ausdrücken-gehalten und kennt keine Ortsnamen als Gengenbacher Besitz
mit Ausnahme von Fischerbach. Deswegen erwirkte sich der Abt nach dem Interregnum
, als wieder geordnete Verhältnisse am Oberrhein eingetreten waren, vom
Papst Nicolaus IV. 1287 eine spezifizierte Besitzbestätigung4). Hier werden nun
eindeutig die Grundherrschaftsbezirke den Klosterhöfen zugeteilt, mit denen
Grundherrschaften verbunden waren, mit folgenden Worten: „Dinghöfe, weltliche
Gerichtsbarkeiten mit den zugehörigen Rechten." Für das untere Kinzigtalgebiet
werden dabei aufgezählt im Raum von Gengenbach: Gengenbach, Heidinger5),
Reichenbach im Kinzigtal, Ohlsbach, Beiern, Fußbach.

Also nicht weniger als sechs Curien befanden sich damals allein schon im Gebiet
des unteren Kinzigtals6). Über diese Ortschaften hatte die Abtei die vollständige
Grundherrschaft, d. h. der ganze Boden des mit diesem Namen umschriebenen Gebietes
war Klosterbesitz, und alle Bewohner waren des Klosters Eigenleute.

Was wir teilweise auch auf anderm Wege bestätigen können, das verraten uns
schon die genannten ältesten Besitzurkunden, nämlich den Weg, wie das Kloster
Gengenbach seine Grundherrschaft erschlossen hat. Bis 1139 ist im unteren Kinzigtal
nur eine Siedlung genannt, Gengenbach selbst, der Mittelpunkt der Klosterherrschaft
. Der Haupttalzug war hier ziemlich schmal und die Seitentäler sehr
kurz. Im mittleren Kinzigtal wurde Steinach ein Ausgangspunkt für spätere
weitere Rodungen.

In den 150 Jahren bis 1287 wurden im unteren Kinzigtal die Talausgänge der
größeren Seitentäler erschlossen, und zwar am stärksten auf der Sommerseite,
rechts der Kinzig: Heidinger, Reichenbach, Ohlsbach; links der Kinzig erschien
unmittelbar neben der Kinzigaue die Kleinsiedlung Beiern und als erste und bis
damals einzige Seitentalsiedlung nur Fußbach.

Über der südlichen Wasserscheide hatte das Kloster auch ein Waldgebiet, das
zum Schuttertal hinzog. Hier entstand die Siedlung Reichenbach bei Geroldseck.
Deren Markung zog sich bis gegen die Burg Alt-Geroldseck auf dem Rauhkasten
hinauf. Deswegen wurde 1139 von dieser Burg vermerkt, daß ein Viertel davon

s) Acta 104; Hitzfeld, Wer hat die Stadt Gengenbach gegründet? Ortenau 1955, 114.
') Select PU Nr. 65.

') U. des Papstes Nikolaus IV. vorn November 1287 (= N 1287). Das Original ist nicht mehr auffindbar
, aber zahlreiche Kopien, z. B. drei im GK 30/90 Gb Stift; Kop 627 u. a.

5) Mundartlich verkürzt wurde daraus Heidiger, Heiger (Haiger), amtlich jetzt Haigerach, volkstümlich
immer noch Haiger. Es ist das Tal unmittelbar hinter der Stadt Gengenbach, an deren Ostrand
der Haigerbach in die Kinzig mündet.

s) Uber die Klostergüter im einzelnen bei allen Curien s. die BB 2795/2802, 2807, 2809/10, 2812, 2816,
2817, 2818/19, 2820, 2824, 2825.

194


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0196