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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 225
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1959/0227
wir am ersten Tag gesehen u. erlebt, natürlich waren wir Abends ganz erschöpft,
wir mußten immer wieder 3 bis 4 Stund zurük um in unser Logie zu kommen.
Den zweiten tag war das Napolionsfest da waren alle Häuser insbesondere das
Stadthaus, Eisenbahnhof schön dekorirt, wir giengen auch in die Nordre Dam
Kirche (Notre Dame), von da auf den St. Jakobsthurm (tour St. Jacque) um einen
überblick von Paris zu bekommen, 6 Wochen würde man brauchen um herum zu
kommen, u. da kan man es nur erreichen wen gefahren wird, von da giengen
wir zu einem Kutscher u. fuhren auf das Lager wo 80 000 Man Soldaten ihre
Zelten aufgeschlagen hatten, da gab es manch rührender Anblick, wo die Mutter
ihr Sohn, ihr Enkel, der Vater das seinige suchte, u. es fand oder nicht fand,
dieses Glück des Wiedersehens, die Trostlosigkeit des Verlustes alles gieng an
einem vorüber nicht ohne mitgefühl, das der Turkos interesant ist, denken Sie
sich die schwarzen Menschen die sehen aus wie lebendige Teufel u. aber in ihrem
Benehmen nichts weniger als unanständig, die Soldaten überhaupt waren alle
freundlich u. gegen die Fremden oder Deutschen gefällig, es herrschte überall Ordnung
es ist uns nirgends etwas unanständiges aufgefallen, wir konten ungestört
unsern Weg fortsetzen. Nachts war dan die Beleuchtung vom Tulerigarten bis in
die eliseeischen Felder, war alles ein Feuermeer es hatte alle Farben, dan kam das
großartige Feuerwerk, das war so schön das ich nicht im Stande bin es zu beschreiben
, es war feenhaft zauberisch ich mußte Wolfinger (ihren Mann) fest am
Arm faßen und fragen, ist es wahr oder ist es ein Traum, er mußte sehr darüber
lachen es gieng ihm aber selbst so, es war 9 Uhr von da giengen wir zurück in
unser Logie um 12 Uhr kamen wir erst dahin, wir legten uns gleich zu Bett, es
ist ein deutscher Gasthof wo wir uns gut verstehen konten, dann haben auch das
Palä rolina (Palais royal?) durchwandert u. die Kaufläden wo alles strozte von
Silber u. Gold u. manchfalltige Künste, Theater, dan die noblen Kaffee wo in
einem allein 30 Billiard stehen, dieser Glanz, Bier war alles schlecht mit Ausnahme
vom Straßburger da kosteten 3 Schoppen 28 kr, das Essen war gut u.
nicht theuer, mit einem Wort alles vorurtheil gegen Paris ist von mir gewichen,
ich bin freilich nur im kleinsten Theil von Paris gewesen, aber da war es schon
so lebhaft man meinte die Menschen schlupfen aus dem Boden.
Ich könte u. wüßte noch vieles das sich gar nicht beschreiben läßt, 4 bis 5 Bögen
würden kaum hinreichen u. alles gesehene zu notieren.

Wir hätten gerne Alexander (ihren jüngeren Bruder) davon in Kentniß gesezt,
aber es war zu spät, wir haben die Gelegenheit erst ein Tag vorher erfahren, es
hätte ihn kaum 16 bis 18 fl gekostet, u. wir geben es jezt nicht für 100 fl her,
man darf herzhaft sagen, wen man Paris sieht, so hat man die ganze Welt gesehn.
Ich möchte Sie hören was Sie dazu sagen wen Sie das gelesen haben, mein Mann
hat gegenwärtig 2 Tagfahrten in Waldkirch u. Freiburg da schlagt er die ganze
Reis wider heraus (!), wir sind wohlbehalten angekomen u. wünschten nur Sie
hätten gesehen was wir.

Ich grüße Sie alle vielmal Ihre ergebenste Tochter

Anna Wolfinger geb. Krausbeck

15 Die Oricnau

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