Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
39. Heft.1959
Seite: 227
(PDF, 62 MB)
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den. Gänseschmalz, vermischt mit Safran- und Knoblauchsaft, ist wirksam gegen
Ohrensausen. Hahnenbrühe ist für solche gut, welche die rote Ruhr haben. Die
Bilger (Zahnfleisch) der zahnenden Kinder soll man mit Hühnerschmalz erweichen
. Hühnerschmalz, zerlassen und lauwarm in die Ohren geträufelt, nimmt
jeden Bresten derselben. Zerriebenen Hahnenkamm gib dem in der Speise zu
essen, der unwissend ins Bett harnt, so wird ihm geholfen. Zerriebene Hühnerleber
, mit Gerstenmehl und Wasser pflasterweis aufgelegt, ist gut gegen Podagra.
Alte Hahnenbrühe befördert den Stuhlgang. Wer den Krampf hat, nehme ein
halbes Pfund Hirzenunschlitt, mische darunter ein Pfund Kapaunenschmalz und
lege es in einem leinenen Tüchlein pflasterweis über, das wird gewaltig helfen.
Auch die Hühnereier finden mancherlei Verwendungen in der Arznei. Eier, mit
öl zerstoßen und mit Mangoldblättern aufgebunden, mildern St.-Antoni-Feuer.
Bestreich das Haupt mit einem Hühnerei, danach zwacke das Haupt mit dem
Saft des Erdäpfelkrauts, also werden die Nisse getötet. Eier heilen die Apostemen
und bösen Geschwür am Hintern, sie werden, mit einem Tüchlein Rosenöl darein
geschüttet, auf die Geschwür des Hintern aufgelegt. Milch, mit einem Ei und
Rosenöl vermischt, dient den entzündeten Augen. Ein Ei, roh getrunken, ist gut
für das Blutharnen, löscht den Durst und nimmt alle Heiserkeit. Gekochte Eier,
mit Honig zerstoßen, werden für den Husten gegeben. Eierschalenpulver, Melonensamen
, mit Entenschmalz vermischt, ergeben eine Salbe zu einem schönen
Angesicht. Schwerlich probieren werden wir, ob Geierbein, gebrannt, zerstoßen
und aufgesprengt, alle Eißen und offenen Schäden heilt. Daß eine Geierfeder,
unter die Füße der Gebärenden gelegt, diesen hilft, daß sie ohne Beschwerden gebären
, scheint der Verfasser selbst nicht zu glauben. Willst du eine helle Stimme
bekommen, mußt du Kranichbrühe trinken. Aus dem Mark seines Schienbeines
macht man Augensalbe. Die Köbellerche, gebraten, sei gut für Bauchkrümmen und
Darmgicht. Das Mark vom Rebhuhn, mit Wein getrunken, befreie von der Gelbsucht
. Schwalben, oft genossen, sind der Befreiung von der fallenden Sucht dienlich
. Junger Schwalben Asche, mit dem Kraut der Wolfsmilch und Schneckenschaum
gemischt, läßt das Haar der Augenbrauen, das herausgezogen wurde,
nicht wieder wachsen. Die Trunkenheit wird vertrieben, indem man dem „Vollen"
ein gut Teil Asche von der Schwalbe eingibt. Noch viele, teilweise gruselige und
geradezu ekelhafte Mittel könnten erwähnt werden, statt dessen seien sonstige
Bemerkungen und Anschauungen gebucht.

Es wird z. B. berichtet, im Schwarzwald seien gar seltsame Vögel, deren Federn
in der Nacht wie Feuer leuchten. Damit zünden sie den Menschen, die im Walde
sind. Drollig ist der Satz: „Die Gans ist den Saaten mit dem Biß und mit dem
Schiß schädlich." Vom Storch wird behauptet, er bemerke ein kommendes Unwetter
, er stehe, wenn es vorhanden, mit beiden Beinen mitten im Nest, schaudere
mit den Federn und verberge den Schnabel unter der Brust; kindliche Treue
und Dankbarkeit seien ihm eigen, und er hasse einen Mitbuhlen. Dabei wird erzählt
, ein Storch, der die Untreue seines Weibleins bemerkte, sei weggeflogen und
habe andere Störche mitgebracht, welche die Ehebrecherin angriffen und grausam
zerrissen. Vom Sperber wird gesagt, er sei sehr frech, und Aristoteles sage, jeder

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