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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 11
(PDF, 128 MB)
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zusammen wären ein Pleonasmus, den die Zeit der Namengebung nicht geduldet
hätte14).

Alle Deutungen befriedigen nicht, weil sie teils zu konstruktiv, teils dem deutschen
Sprachgebrauch zuwider sind. Es scheint, daß Mortun vordeutsch mit bis jetzt
noch unbekannter Bedeutung ist15).

Josef Börsig aber meint in seiner Geschichte des Oppenauer Tales auf Seite 99,
wenn das Bruchgebiet zwischen dem Hochufer des Rheins und der Vorbergzone
sich auf die ganze Ottenau zwischen Unditz und Oos erstreckte, sollte man die
Erklärung des Namens Mortnowa oder Martnowa nicht von vornherein verwerfen
, weil er einen Pleonasmus darstelle. Börsig weist auf das mittelhochdeutsche
Wort Morast hin, auf die mundartliche Bildung Muar, die Flurbezeichnungen Murmatt
und Murgrund und das stammverwandte lateinische mare, auf die Endung
„tunk" in Orts- und Flurnamen, die eine flache Bodenanschwellung bezeichnet, und
auf die Au als Niederung. Und so ist der Name Mortenau für die Landschaft, die
durch den Wechsel von Moor, Land und Wasser gekennzeichnet war, gerade recht
anschaulich. Somit bestände Mortenau aus Mor = Moor, Sumpf, ten = abgeschwächtem
tunk == flache Erhöhung im sumpfigen Gelände und Au = von fließendem
Wasser umgebene Niederung. Es läge mit dieser Deutung kein vollendeter
Pleonasmus vor. Heinz Bischof glaubt in seinem Beitrag „Die Ortsnamen des
Kreises Rastatt", „Ortenau" 39. Heft 1959, den Namen Mortenau folgendermaßen
erklären zu können: „Muor" sumpfiges Land im Rheintal, die Mittelsilbe „ten"
eine Zusammenziehung von dharden (ahd. hart Wald) und ouwe das wasserum-
flossene Land, also die Au bei den Moorwäldern bzw. Sumpfwälderau.

Die Ortenau ist Grenzgau gegen die Franken. Daher können wir die nördliche
Linie unserer Ortenau bestimmt erkennen. Sie war politisch. Nach der Niederwerfung
der Alemannen durch die Franken unter Chlodwig im Jahre 496 und nach
der Vermittlung zwischen den beiden Stämmen durch den Ostgotenkönig Theoderich
wurde folgende Grenzlinie gezogen: Nördlich des Hagenauer Forstes bis zur
Mündung des Selzbaches ungefähr Rastatt gegenüber, rechts des Rheines d i e
M u r g bis zu dem Punkt, wo sie die Oos aufnimmt, von da galt die Oos bis
zu ihren Quellen als Grenze. Dann ging sie über die Badener Höhe der
Schönmünzach nach bis zur Mündung in die Murg, dann zog sie östlich.
Baden-Baden, das schon durch seine heißen Quellen berühmt war, Forbach und
Gernsbach blieben demnach fränkisch16).

Die Alemannen nördlich dieser Linie mußten auswandern; das geschah bald nach

14) Die Gleichstellung von Gau und Au im Fränkischen bei Bader geht aus den angeführten zwei Zitaten
nicht hervor; Vierordt verläßt ihn hier und sagt, daß Au synonym mit Tung sei. Vgl. über das Wesen der
deutschen Ortsnamen und ihre Ableitung Pfaff, Deutsche Ortsnamen und die dort angegebene Literatur.

15) Vgl. Krieger, a. a. O. 2, 440.

lfl) Vgl. Weller, Die Besiedlung des Alamannenlandes in Württembergische Vierteljahreshefte für Landesgeschichte
, NF. 7, 325 f. Gleichzeitige Aufzeichnungen haben wir nicht, doch ergibt sich diese Linie, die nach
altgermanischem Brauch mit größter Genauigkeit festgelegt wurde durch alte Straßen, Quellen, Wasserläufe
usw. unzweideutig durch die Sprache (vgl. Birlinger, Die Alamannische Sprache rechts des Rheins S. 1 ff.,
aber auch 9), durch die alte Bistumsgrenzc (vgl. S. 7 Anmerkung 3) und die Grenzen der alten Markbeschreibung
, deren älteste Urkunde von 675 stammt (Mone, Urgeschichte des Badischen Landes 2, 27—31 und die
dort angeführte Literatur).

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