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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 20
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0022
Prävariskisches Grundgebirge. Die Entstehung der Gneise und
der übrigen Glieder des älteren, prävariskischen Grundgebirges hat sich als komplizierter
erwiesen, als es zunächst den Anschein hatte. Es liegen hier Gesteine vor,
die während ihres langen Werdeganges mehrfach (polymetamorph) umgewandelt
wurden.

Die ältesten bekannten Gesteine in der Ortenau und im übrigen Schwarzwald
sind die Paragneise. Sie entstanden aus Grauwacken, Arkosen, untergeordnet auch
sandigen, tonigen und mergeligen Sedimentfolgen mit spärlichen Einlagerungen von
Kalken und Dolomiten. Ein örtlich auftretender Gehalt an kohliger Substanz weist
auf alte Lebensspuren hin. Diese Sedimentmassen entstanden bei der Abtragung
noch älterer, altalgonkischer oder archaischer Gebirge.

In die mächtigen alten Sedimentserien, die wohl bereits metamorph umgewandelt
waren, drangen magmatische Eruptivmassen ein, die überwiegend granitische Zusammensetzung
besaßen. Diese Magmen veränderten bei ihrer Intrusion das Nebengestein
kontaktmetamorph oder glichen sich in größerer Erdrindentiefe stofflich an
die Gesteinshülle an. Auch durch Injektionen zwischen die Schieferungsflächen entstanden
Mischgesteine (Migmatite). In höheren Krustenbereichen durchdrangen sich
Intrusivmassen und Nebengestein und bildeten schollenartige Gesteinsverbände.
Ganz vereinzelt drangen auch basische Magmen in den älteren Gesteinsverband ein.

Während der assyntischen Gebirgsbildung am Ende des Algonkiums (vor rund
600 Mio. Jahren) wurde der ganze Gesteinsverband aus alten, metamorph umgewandelten
Sedimentfolgen, aus eingedrungenen Magmatiten und migmatischen Gesteinen
mechanisch überprägt (deformiert). Bei diesem tektonischen Vorgang wurden
die Gesteine ausgewalzt und ihr Mineralbestand zerbrach. Gleichzeitig erhielten
die Gesteine ein Schieferungsgefüge, eine Paralleltextur. Da die Gneise typische
Vertreter dieser Art der Gesteinsumwandlung sind, wird sie auch kurz als Ver-
geneisung bezeichnet. Dabei handelt es sich um einen Verformungsprozeß, der sich
während der assyntischen Gebirgsbildung in einem großen Bereich zwischen dem
französischen Zentralmassiv und den böhmischen Randgebirgen vollzog, man spricht
daher auch von einer regionalen, kinetischen Metamorphose.

Bei dieser Vergneisung entstanden aus den alten Sedimentserien (Grauwacken-
Tonschiefer-Arkosen) die Paragneise, aus den Intrusivmassen von granitischer Zusammensetzung
die Orthogneise. Nach dem Rench- und Schapbachtal, wo diese Gesteine
zuerst unterschieden wurden, bezeichnete man die Para(=Sediment)-Gneise
auch als Renchgneise, die Ortho(=Eruptiv)-Gneise als Schapbachgneise. Vergneiste
Kontakt- und Ubergangsbereiche zwischen Magmatiten und Nebengestein sind die
Misch- oder Amphogneise.

Wenn diese Mischgneise aus Angleichungsbereichen mit allmählichen Übergängen
entstanden sind, so liegen homogene Mischgneise vor, während sich aus schollenartigen
Gesteinsverbänden heterogene Mischgneise bildeten. Aus aplitgranitischen
Ausgangsgesteinen entstanden die hellen Granulite, bei denen der Biotit in roten
Granat umgewandelt ist. Aplitgranitische Eruptivgesteinsgänge wurden bei der
Vergneisung in Meta-Aplite umgewandelt. Aus mergeligen Gesteinslinsen, die den
alten Sedimentserien (Paragneisausgangsgesteine) eingelagert waren, gingen Amphi-

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