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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 59
(PDF, 128 MB)
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weist auch keine Höhlen auf, wie wir sie von der Alb oder auch vom Breisgau
kennen. Die eiszeitlichen Tiere, auf die der Urmensch Jagd machte, lebten auch in
der Ortenau, wie beispielsweise der Fund eines Mammutstoßzahnes aus den Kinzigschottern
bei Willstätt beweist.

Mit dem Ausgang der Eiszeit gestalteten sich auch die Siedlungsverhältnisse in
der Ortenau günstiger. In langen Zeiträumen schmolzen die Gletscher der Alpen
und der Mittelgebirge infolge der stärkeren Erwärmung ab, sie vergrößerten damit
den potentiellen Siedlungsraum. Tundra und arktische Steppe wichen dem Wald
mit Birke, Föhre und Fichte, denen Haselstaude, Eiche, Ulme, Linde und Buche
folgten. Die Flüsse schnitten sich langsam ein, gruben ein Bett, wenn auch ein sehr
breites und wechselndes; der Grundwasserpiegel sank. In trockeneren Zeiten wechselte
der Waldbestand an Arten und Dichte des Bestandes. Und seit die ackerbautreibende
Bevölkerung sich durchgesetzt hatte, nahm er niemals mehr alle Flächen
ein. Während also der Wald im eiszeitlich vergletscherten Mittelgebirge Neuland
eroberte, verlor er in der Ebene Fläche an den rodenden und siedelnden Menschen.

Wie schon oben erwähnt worden ist, hat die Altsteinzeit in der Ortenau kaum
Spuren hinterlassen, wenigstens wurden bis heute keine entdeckt. Die Ubergangszeit
zu der wesentlich fortgeschritteneren Jungsteinzeit ist dagegen reich vertreten
. Eine ganze Reihe mittelsteinzeitlicher Fundplätze weist das Gebiet zwischen
Rastatt, Kehl und Offenburg auf. Sie liegen auf den flachen Erhebungen der Ebene,
aber auch auf den Vorbergen des Schwarzwaldes. Ein Teil der Funde gehört der
frühen Mittelsteinzeit (Spätmagdalenien), ein anderer der Spätzeit an. An verschiedenen
Stellen weisen die mitgefundenen Scherben auf die Jungsteinzeit. Die
mittelsteinzeitlichen Geräte fallen durch ihre Kleinheit auf. Kennzeichnend für
die frühe Mittelsteinzeit ist die Stielspitze, deren Exemplare aber in Größe und
Aussehen verschieden sind. Klingenähnliche und runde Kratzer bilden allgemein
die Begleitgeräte. Die mittelsteinzeitlichen Fundstellen sind aber keine Siedlungsplätze
, sondern immer wieder aufgesuchte Stellen, die auf Grund ihrer Lage für
kurzfristige Aufenthalte bestens geeignet waren; denn auch der Mensch der Mittelsteinzeit
war nichts anderes als Jäger und Sammler und kannte keinen festen
Wohnplatz. Es ist deshalb nicht verwunderlich, daß die Fundstellen zeitlich und
räumlich verschiedene Kulturreste zusammenbringen. Durch die Aufmerksamkeit
einiger Sammler wurde innerhalb weniger Jahre ein umfangreiches Material zusammengetragen
und damit bewiesen, daß die Ortenau wie andere Landschaften
des Oberrheinlandes auch Lebensraum des eiszeitlichen Menschen gewesen war.

Im Laufe langer Jahrhunderte machte der Mensch bedeutsame Schritte in der
Kulturentwicklung. Das Eis war längst verschwunden. Eine Fülle neuer Errungenschaften
lassen deutlich eine neue Epoche, die Jungsteinzeit, abgrenzen. Ohne die alten
Feuersteinwerkzeuge restlos aufzugeben, wurden die neuen Geräte aus Stein
sorgfältig geformt und gestaltet. Das wichtigste Stück der Ausrüstung — Werkzeug
und Waffe zugleich — war die Steinaxt, die aus hartem, zähem — nicht mehr wie
früher sprödem — Gestein durch ein Schleifen und Polieren gewonnen wurde. Die
Steinäxte wurden mit Hilfe von Hirschhorn oder Holz geschäftet oder der Stein
selbst wurde durchbohrt (Axt von Auenheim, Abb. la). Besonders eigenartig ge-

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