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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 85
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0088
Diese Tabelle der häufigsten und wichtigsten Ortsnamen zeigt, daß die Verteilung
der Ortsnamen weitgehend durch Struktur und Lage der Siedlungen
bestimmt wird, die sie benennen. Einige wie - i n g e n und -heim gehören
wesentlich geschlossenen Städten und Dörfern an, andere sind kennzeichnend vor
allem für Weiler (- w e i 1 e r , - h o f e n), andere für Zinken und Höfe (z. B.
-berg, - eck, - tal, - grund u. a.). Auch für die einzelnen Siedlungszonen
sind bestimmte Ortsnamentypen kennzeichnend. So finden sich -ingen und -heim
bis auf eine Ausnahme nur im Altsiedelland, -bach vorzugsweise, -berg, -tal,
-grund nahezu ausschließlich im Schwarzwald; -tung und -hurst nur im Bruchgebiet
; -weiler und -hofen aber finden wir in allen fünf Zonen, wenn auch mit
einer gewissen Bevorzugung des Altsiedelgebietes.

Bei den -heim-Namen sind Schmieheim und Bleichheim nicht mitgezählt, denn
hier ist -heim in Anpassung an benachbarte -heim-Namen erst später angefügt,
sie heißen ursprünglich nach den Wasserläufen, an denen sie liegen, Schmiehe und
Bleichach. Hinzugerechnet werden konnten dagegen die Orte Renchen, Marlen,
Urloffen, Müllen und Weiler Müllen (Gemeinde Nußbach), da ihre Namen
nur Abschleifungen früher belegter -heim-Namen sind: Reinechheim, Marheim,
Urlofheim, Mülnheim; dagegen finde ich entgegen Krieger und Walter in den
älteren Belegen keine Handhabe, in Linx (früher Lingisen, Lingiez) einen verstümmelten
-heim-Namen zu sehen. Bei dem abgegangenen Ort Gugelingen (bei
Freisten) ist es unsicher, ob er auf dem rechten oder dem linken Rheinufer lag. Bei
den -weiler-Namen ist Heiligenzell mitgezählt, da es früher Rogereswilre hieß.
Verhältnismäßig selten sind Orte mit Rode-Namen (-reut, -rütti, -rode,
-schwend); sie fehlen nicht ganz, sind aber oft, weil auf ungünstigen Stellen angelegt
, als nicht lebensfähig wieder abgegangen.

Eigenartig und viel umstritten sind die sogenannten W a 1 c h e n - oder Wel-
schen-Namen. Sie sind gebildet worden mit dem Völkernamen Walchi
(r= Welsche) oder mit dem Adjektiv dazu walisk = welsch und sind germanische
Benennungen für Siedlungen mit gallorömischer oder romanischer Bevölkerung,
zum 1. Typus gehört Walhulm (heute Waldulm), zum 2. Welschen-Steinach. Zuweilen
ist ein solcher Name durch Volksetymologie zu „Wald" umgebildet worden
, z. B. Sasbachwalden (1347 Saspach w a 1 h e n , mundartlich Saschwalle); doch
muß man vorsichtig sein; wenn Waldmatt nur 1405 Walmatten heißt, aber schon vorher
1398 Waltmatten, dann wird man bei Walmatten eher an ein Schreibversehen
denken, zumal die Lage des Ortes trefflich zur Bezeichnung Waldmatt paßt. Auszuscheiden
sind auch die Namen, die mit dem Genitiv des Singulars vom oft belegten
Personennamen Walah, Walch gebildet sind, also Walzfeld (1405 Walhes-
velde) und Waldsteg (1294 Walhesstege); das sind keine Welschen-Ortsnamen.
Dagegen gehören noch dazu Welschbollenbach, die abgegangenen Orte Nußweiler
(1150 Walevilare) bei Nußbach, Walhofen bei Erlach, Walhof bei Ottersweier.
Alle diese Orte liegen in der Vorhügelzone oder im Kinztgtal im Schwarzwald.

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