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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 91
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0094
beteiligt; der mächtige Graf Ruthard, ein Franke, kein Alemanne, dem mit dem
Grafen Warin das neu unterworfene Alemannien anvertraut ist, wirkt maßgebend
an der Gründung von Schwarzach und Gengenbach mit.

Seit der Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert setzt 'der frühe Ausbau ein,
d. h. die Kolonisierung des noch ungenützten Bodens im Altsiedelland. Getragen
wird sie vor allem durch die weltlichen und geistlichen Grundherren (Klöster).
Dieser Ausbau läßt sich gut erkennen, weil für die neu entstehenden Siedlungen
neue Namentypen auftreten, in der Ortenau vor allem -weiler (später meist
zu -weier geworden) und -hofen (später oft -höfen); selten -hausen, -dorf, -stätt.
Sie erscheinen also zuerst noch auf der Niederterrasse, wo z. B. Wittenweier und
Nonnenweier noch heute von Wald umschlossen sind, und in der Randzone, etwa
Stadelhofen, Zusenhofen und abg. Sinzenhofen am Rande der Renchwiesen auf
deren Schuttkegel. Dann aber schreitet der Ausbau zur Wiederbe s.iedlung
der schon von den Römern besiedelt gewesenen lößreichen V o r h ü g e 1, und von
neuem entsteht hier ein Wein- und Obstland. Wir nennen etwa Neuweier, Altschweier
, Oberweier bei Friesenheim, Münchweier. Schließlich beginnt der Ausbau
auch in das bisher unbesiedelte Neuland vorzustoßen, zunächst in das Bruchgebiet,
etwa Sandweier, Oberweier bei Bühl, Groß weier, Kippenheimweiler u. a. Wohl
noch etwas später wagt man in die aufgeschlosseneren Schwarzwaldtäler einzudringen
, etwa Weiler und Mittelweiler um Haslach im Kinzigtal, Ottenhofen
im Achertal, Weiler und Katzenweiler im Schuttertal. Der frühe Ausbau verbindet
die Landnahmezeit mit der späteren eigentlichen Rodezeit. Kennzeichnend ist daher
gerade für seine Namentypen, daß sie sich ziemlich gleichmäßig auf alle fünf
Siedlungszonen verteilen, doch noch mit einem leichten Übergewicht im Altsiedelland
; das gilt für die -weiler wie für die -hofen (s. Siedlungsnamen-Tabelle). Als
Ausbausiedlungen beweisen sie sich auch dadurch, daß sie im Altsiedelland mit den
noch übriggebliebenen, daher meist ungünstigeren Böden vorlieb nehmen und sich
oft mit nur kleinen Gemarkungen zufriedengeben mußten. Sie waren darum oft
nicht lebensfähig; der Anteil der wieder abgegangenen Siedlungen ist bei ihnen
deshalb viel größer als bei den Orten der germanischen Frühzeit (bei -ingen 17,
bei -heim 20, aber bei -weiler 35 und bei -hofen gar 55 %). (Vgl. Ortsnamen-
Tabelle.)

Nun hat man freilich früher (z. T. noch jetzt) die -weiler als römische
Gründungen ansehen wollen, weil das Wort in der Tat von dem lat. Wort villare
(= zu" einer villa, einem Gutshof gehörig) stammt und bei den -weiler-Orten
zuweilen Reste römischer Gutshöfe gefunden werden. Doch ist das ein Trugschluß.
Die römischen -villare-Siedlungen, wie wir sie in Gallien und anderswo finden,
stammen erst aus dem 4. Jahrhundert, d. h. aus einer Zeit, da die Ortenau längst
in alemannischem Besitz war und hier römische Siedlungen nicht mehr in Frage
kamen; die Alemannen vermieden es freilich, ihre Siedlungen unmittelbar an die
Reste römischer anzulehnen; aber der Ausbau mußte mit dem Übriggebliebenen
vorlieb nehmen; so nutzte man jetzt auch römische Siedlungsreste, wo vielleicht
Brunnen und Wege noch zu gebrauchen waren. Deutlich können wir erkennen,
wie viele -weiler-Orte auf Gemarkungen älterer Siedlungen als Tochter- oder

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