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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 92
(PDF, 128 MB)
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Ausbausiedlungen angelegt sind, sie wurden zunächst einfach kurz „der (oder das)
Wiler" genannt; und als ihrer immer mehr wurden, erhielten sie unterscheidende
Zusätze zu ihrem Namen; Ettenheimweiler, heute noch auf Gemarkung Ettenheim,
hieß im 16. Jahrhundert bloß Wiler, Kippenheimweiler, dessen Gemarkung deutlich
aus der von Kippenheim herausgeschnitten und von ihr umklammert ist, wurde
noch 1417 nur Wiler genannt, das abgegangene Schutterweiler auf der Gemarkung
Schuttern 1377 Wilre prope (bei) Schuttern, Oberweier und Rotgersweier (heute
Heiligenzell) sind auf dem Boden Friesenheims entstanden, dessen Gemarkung sie
z. T. noch heute umklammert. Neuweier ist aus der Gemarkung Steinbachs, Sandweier
(1311 Wilre, 1339 zu Wilre by Uffensheim) aus der von Iffezheim herausgeschnitten
. Auf der Griesheimer Mark lagen Weier und Waltersweier. Um den alten
Vorort der Ortenau Kinzigdorf, die alte Mal- und Gerichtsstätte, die später in
Offenburg aufgegangen ist, lagert sich ein ganzer Kranz von Weilerorten, die wohl
großenteils von Kinzigdorf aus angelegt worden sind und mit diesem wohl eine
Markgenossenschaft gebildet haben. Doch entstehen auch -weiler-Siedlungen mit
eigener großer Gemarkung, wie etwa Ottersweier und Bodersweier (884 Botha-
laswilari); letzteres ist vielleicht vom Grafen Bodalus gegründet, der um 750 lebte;
er hatte das Kloster Hönau 749 mit Grundbesitz beschenkt, das seinerseits in Bodersweier
Besitz hatte. Bodalus gehörte der elsässischen Herzogsfamilie der Eti-
chonen an, von denen Herzog Adalbert 722 eben das Kloster Hönau gegründet
hatte.

Am frühen Ausbau sind dieKlöster stark beteiligt. Um ihnen geschlossenen
Besitz beim Kloster zu sichern, mußte man auf die noch unbesiedelten Gebiete
zurückgreifen; so wurden Schuttern, Hönau und Schwarzach im Bruchgebiet,
Gengenbach und Ettenheimmünster im Schwarzwald ausgestattet; ersteres vor allem
östlich der Kinzig mit weiten Waldgebieten bis zum Mooskopf hinauf. Durch Kultivierung
dieser Gebiete schritt die Besiedlung weiter in neue Gebiete. Damit setzt
die eigentliche Rodungszeit ein.

Die Rodungsarbeit der Klöster erfolgte z. T. in Klosterhöfen durch die
Mönche selbst, in etwas späterer Zeit vor allem durch die Laienbrüder (conversi),
z. T. durch ihre hörigen Bauern. Solche von Mönchen bewirtschafteten Höfe hießen
Kloster- oder Mönchshöfe oder auch Zellen (cellae). So finden wir rings um
Schuttern Schutterzell, Kürzell (== Kirchzell), und als Kaiser Heinrich II. der
Abtei Besitz in Rutgersweier geschenkt hatte, dort die Heiligenzelle, deren Name
dann schließlich auf den ganzen Ort überging. Zell bei Unzhurst geht auf Schwarzach
, Zell am Harmersbach und wohl auch Zell-Weierbach auf Gengenbach zurück.

Im Bruchgebiet, namentlich im nördlichen, im Besitzbereich der Klöster Hönau
und Schwarzach, treten eigentümliche Siedlungsnamen auf, die wir in ganz Süddeutschland
nur hier finden: die auf - t u n g und -hurst. Zwar Flurnamen auf
-hurst gibt es auch hier genug, sie bedeuten Gestrüpp, Buschwerk und damit bestandene
Stellen, aber nicht als Siedlungsnamen; solche auf -hurst (später -hörst) gibt es
massenhaft in Niedersachsen; sie bezeichnen dort niedrige, meist flache Erhebungen
in Sumpf und Moor und in den Marschen, Erhebungen, die allein dort Ansiedlung
ermöglichen. In Flandern und am Niederrhein aber gibt es massenhaft Ortsnamen

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