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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 108
(PDF, 128 MB)
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solche ins Bruchgebiet (z. B. die Markgenossenschaft des Maiwaldes, des Fünf-
heimburgerwaldes). Diese Waldmarken sind zu Anfang des 19. Jahrhunderts aufgelöst
und unter die mankberechtigten Gemeinden aufgeteilt worden; möglichst
jede wollte dabei Anteil an den Matten im Bruch wie am Wald des Gebirges erhalten
. Aber nur wenigen Gemeinden gelang es, geschlossene Gemarkungen zu erhalten
, die freilich schmal und langgestreckt, Anteil an den Bruchmatten, am
Ackerland, Rebberg und Gebirgswald besaßen, wie etwa Eisental, Sinzheim oder
Niederschopfheim. Für die anderen war eine solche Verteilung nur möglich, wenn
sie abgetrennte Gemarkungsteile erhielten. So hat Bühl (es besitzt
nach Lahr die größte Gemarkung der Ortenau) neben seinem Kerngebiet um die
Stadt mit Anteil am Acker- und Rebland seine Bruchwiesen draußen im Waldhägenich
und seine großen Wälder auf den Höhen des Schwarzwaldes; die Höhenkurorte
Sand, Oberplättig und Bühlerhöhe liegen so auf Bühler Gemarkung. Obersasbach
besitzt im Bruchgebiet Anteil an den „Markmatten" bei Moos, zwei Stunden
vom Dorf entfernt; aber auch am Gipfel der Hornisgrinde (1164 m) liegt
einer seiner Gemarkungsteile, wiederum Stunden vom Hauptort entfernt. Anderswo
ist es ähnlich. Kappel am Rhein hat seinen Wald nicht unweit vom Streitberg.

Auch die Rebdörfer am Fuß der Vorhügel oder meist auf diesen sind überwiegend
Haufendörfer, oft sehr gedrängt, da der Rebbau eine Verdichtung der Bevölkerung
begünstigt. Ein solches Haufendorf im Rebgelände ist z. B. Eisental bei
Bühl; östlich Offenburg sind die Rebdörfer Rammersweier, Weierbach, Zell und
Riedle, in zwei Gemeinden gegliedert, zu einem zusammenhängenden großen
Siedlungskomplex mit fast 4 500 Einwohnern (1958) zusammengewachsen. Oder
solche Winzerdörfer ziehen kilometerlang am Fuß der rebenbedeckten Steilhänge
hin, wie etwa Ortenberg und Zunsweier, oder mit einer Abzweigung in einem
Tälchen in die Rebberge selbst vordringend wie Ortenberg mit seinem Ortsteil
Freudental. Zuweilen haben die Dörfer am Rand der Vorhügel, selbst noch im
Ackerland liegend, jüngere Außensiedlungen ins Rebland vorgeschoben, so z. B
Sinzheim-Vormberg; 1366 war das noch ein bloßer Flurname: „vor dem Berg zuo
Sunßheim", 1526 ist es dann schon „der hoff vorm Berg" und 1604 heißt es ausdrücklich
„der rebhoff vorm Berg". Ähnlich von Steinbach aus Varnhalt, ebenfalls
noch Flurname 1479 „in der Farnhalden", 1546 „in den Farnhalden"; heute
ist es eine selbständige Gemeinde; vielleicht ist in wesentlich früherer Zeit Neuweier
, ebenfalls von Steinbach aus, in ähnlicher Weise entstanden; so hat Ulm
bei Renchen Reiersbach und Weingarten (der Name verrät den Zweck), Nesselried
Illenbach und Kohlstatt in die Reben vorgeschoben.

Der Weinbau ist, wo guter Boden (etwa Granit oder Gneis) vorhanden war,
auch in die Schwarzwaldtäler hinein und die Schwarzwaldhänge hinauf vorgedrungen
; damit dehnen sich die Gemarkungen solcher Winzergemeinden ins Gebirge
hinein; als Siedlungsform entsteht hier ein Mischungstypus; zu dem geschlossenen
Winzerdorf, an den Wegen zu den Reben äich entwickelnd, tritt, meist
oberhalb des Dorfes, Streusiedlung von einzelnen Höfen und Häusern, zuweilen
in lockeren Zinken und Weilern etwas näher beisammen liegend; ein typisches
Beispiel ist Sasbachwalden; 1950 wohnten von seinen rund 1600 Einwohnern 450

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