Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 130
(PDF, 128 MB)
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mittelgotischen Zeit noch allgemein üblich gewesen ist, zu der bemerkenswerten
Größe mit zwei Wandsäulen und drei „Hochsäulen", wie der Schwarzwälder sagt,
in einem Binder weiterentwickelt worden (Abb. 17).

Haus- und Dachwerk sind bei dieser Hausart noch in mittelalterlicher Weise
eine Baueinheit, die auch hier, wie die Hausinschriften aussagen, an einem Tage
aufgerichtet worden ist. Eine unter städtischem Einfluß malerisch entwickelte

Giebelseite, wie sie etwa das Kinzigtäler
und das Gutacher Haus aufzeigen, fehlt
bei dieser Hausart. Sie besitzt jedoch weiterhin
die altertümlichen Vollwalme, das sind
die dreieckigen Dachflächen über den Schmalseiten
des Hauses. Diese Vollwalme werden
erst in der jüngsten Zeit in Halbwalme in
der Art des Kinzigtäler Hauses umgestaltet.
Die Dachflächen über den Langseiten des
Hauses sind weit herabgezogen; auf den Kaltwetterseiten
reichen sie bis auf den Boden,
wobei die Traufen den Geländebewegungen
folgen. Damit verbinden sie das Haus untrennbar
mit dem Boden und fügen es wundervoll
in das Landschaftsbild ein (Abb. 18).
Abb. 17. Querschnitt durch ein Heidenhaus Das urtümliche Aussehen dieser Hausart
und ihre wirklich altertümliche Ab-
zimmerung haben dazu geführt, daß diese Bauten von den Schwarzwäldern
„H eidenhäuser" genannt werden, weil sie von den Heiden erbaut sein sollen
, obgleich selbstverständlich jeder Schwarzwälder weiß, daß nicht die Heiden
diese Häuser erbaut haben. An der Hochsäule der Tenne hängen bis zur Stunde
mumifizierte Ochsen- oder Pferdeköpfe, die Schädel der Zugtiere, die nach der
Überlieferung das Holz zum Bau der Häuser beigekarrt haben.

Die vom Geist der Vorzeit umwitterten Hochsäulenbinder unterteilen das Haus
quer zum First in einen zweiraum breiten Wahnteil und in einen Wirtschaftsteil
(Abb. 15 b). Der Wohnteil enthält im Erdgeschoß die Stube und die Küche und
darüber im Obergeschoß die Schlaf- und die Rauchkammer. Im Wirtschaftsteil
liegen zu ebener Erde die Tenne und der Stall mit dem Futtergang. Darüber befinden
sich über der Eingangsseite des Hauses einige Kammern für die Mägde und
Knechte; das restliche Obergeschoß enthält die „Heukreuze", welche die Heuvorräte
aufnehmen. Das Dachgeschoß umfaßt einen großen Boden, den Wirtschaftsraum
des Hofes und eine Brücke, auf der die Heuwagen nach den darunterliegenden
Heukreuzen entladen werden. In den Dachraum führt eine Hocheinfahrt
(Abb. 17).

Bei den älteren Bauten, den „Heidenhäusern", liegt der Wohnteil immer am
Hang; die Stube ist nach Westen oder nach Süden gerichtet. Diese Anordnung
läßt diese Häuser geduckt und schwer, aber auch warm und heimelig erscheinen.
Sie gibt der Schwarzwälder Kulturlandschaft ein besonderes Gepräge.

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