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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 138
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0141
Wirkung Straßburgs, ein stets wiederkehrender Einschlag in dem Gewebe
der Ortenauer Geschichte, ist bei dieser Gelegenheit zum erstenmal deutlich
wahrzunehmen. Der nahe gelegene Bischofssitz, dessen Diözesangrenzen sich etwa
seit dieser Zeit mit den alten Gaugrenzen der Ortenau deckten, war das natürliche
Hauptquartier der Missionsbestrebungen. Welch bedeutende Rolle den Klostergründungen
im wirtschaftlichen Leben unserer Landschaft bestimmt war, ist an dieser
Stelle nicht auszuführen; ihres Eingreifens in die politischen Verhältnisse wird
im Verlauf der Darstellung noch öfter Erwähnung getan werden müssen.

Es ist selbstverständlich, daß der fränkische Staat seine Autorität nicht nur zur
Ausbreitung des christlichen Glaubens und zur Förderung kirchlicher Bestrebungen
benutzte, sondern daß er vor allem seine eigenen staatlichen Einrichtungen auf die
unterworfenen Gebiete übertrug. Nach der Aufhebung des alemannischen Herzogtums
scheinen zwar zunächst die Grafen des Thür-, Argen- und Linzgaues, Warin
und Ruthard, mit einer Art Statthalterschaft über ganz Alemannien betraut worden
zu sein*), aber das war nur ein Ubergangszustand, der sehr bald der endgültigen
Einführung der fränkischen Grafschaftsverfassung gewichen sein muß. Leider klafft
hier in den Quellenangaben gerade über die Ortenau eine beträchtliche Lücke. Die
erste zuverlässige urkundliche Erwähnung der Grafschaft Ortenau stammt
erst aus dem Jahre 888, in dem König Arnulf seinem Presbyter Isanpreht 8 Hufen
„in pago Mortunouua vocato in comitatu Ebarhardi in locis Ouuanheim et Baldan-
heim" schenkte6). Über die Persönlichkeit dieses ersten namentlich bekannten
Ortenaugrafen wissen wir nichts Näheres; Grandidier hat gemeint6), ihn mit einem
Grafen Eberhard identifizieren zu sollen, der ein Verwandter der Waldrada, der
berüchtigten Konkubine Kaiser Lothars L, war und nach dem Tod des Kaisers gewaltsam
vom Kloster Lüders Besitz ergriff; für diese Vermutung spricht nichts als
nur die Gleichheit des Namens, die aber doch bei einem zeitlichen Abstand von
mehr als 30 Jahren (Kaiser Lothar war 855 gestorben) kaum ins Gewicht fallen
dürfte. Viel eher möchte ich annehmen, daß unser Graf Eberhard mit dem gleichnamigen
Sülchgaugrafen identisch ist, der im Jahre 888 bezeugt wird7); man wird
zu dieser Annahme um so stärker gedrängt, als auch am Anfang des 11. Jahrhunderts
beide Gaue offenbar einem einzigen Grafen unterstanden. Nach der
Nennung Eberhards vergeht wieder fast ein Jahrhundert, bis uns weitere Ortenaugrafen
namentlich bekannt werden: 961 und 973 Konrad, 994—1004 Kuno, 1007

*) Warinus et Ruodhardus qui totius tunc Alamannie curam administrabant. Walahfridi vita b. Galli II, 14.
(Mitteil, zur vaterl. Gesch., hrsg. v. Hist. Ver. St. Gallen XXIV, 1891, S. 56.) über diesen Grafen Rudhard,
der im Einvernehmen mit den fränkischen Hausmeiern stand und bei der Gründung der Klöster Schwarzach
und Gengenbach eine maßgebende Rolle spielte, vgl. H. Büttner, Franken und Alamannen in Breisgau und
Ortenau. Ein Beitrag zur Geschichte des Oberrheins im 8. Jahrhundert. In: Zeitschr. für die Gesch. des Oberrheins
91 (1939), bes. S. 339 ff.

B) Straßb. UB. (= Urkundenbuch) I 28 Nr. 33. — Der von Ruppert, Mortenau I 179 als Ortenaugraf für
die Jahre 826 und 828 angeführte Erchanger war Graf des elsässischen Nordgaus, vgl. Böhmer-Mühlbacher,
Regesten des Kaiserreiches unter den Karolingern, 849.

6) Hist. de l'eglise de Strasb. II Pieces justif. S. 289 Anm. u.

7) in pago Hattinhunta et Sulihgeuvva in comitatibus Perengarii et Eparhardi. Neugart, Cod. dipl. Alem.
I 474. Der Sülchgau war die Gegend um Rottenburg am Neckar.

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