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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 158
(PDF, 128 MB)
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bereits oben bemerkt worden, daß Friedrich, um sich Mittel für den Kampf gegen
den Nebenbuhler zu verschaffen, die Reichsgüter im Renchtal an das Straßburger
Bistum verschleuderte. Was von Rechten des Reichs in der Ortenau noch übrig war,
gab dann später der Wittelsbacher vollends preis, indem er die Landvogtei mit den
Reichsstädten dem badischen Markgrafen verpfändete. Der Kampf der Gegenkönige
zerklüftete die ohnehin bei jeder Gelegenheit aufbrechenden lokalen Gegensätze
noch tiefer. Bischof Berthold von Straßburg lag in ununterbrochener Fehde mit den
Anhängern der bairischen Partei, den Herren von Staufenberg, Schauenburg und
Winterbach, den Reichsstädten und dem Grafen von Oettingen, den Ludwig zum
Landvogt eingesetzt hatte. Auch die Herren von Geroldseck, die von ihrer Feste
Schwanau aus durch Zölle und Räubereien Handel und Schiffahrt aufs schwerste
geschädigt hatten, bekamen die harte Faust des kampflustigen Prälaten zu spüren,
dem es 1333 im Bunde mit der Stadt Straßburg gelang, die Raubburg in Grund
und Boden zu zerstören. Einen Angriff auf die Ortenauer Reichsstädte gedachte er
mit lothringischer Hilfe ins Werk zu setzen; als diese ausblieb, mußte er sich damit
begnügen, Oberkirch und Renchen stärker zu befestigen und von dort aus den
Feinden nach Kräften zu schaden.

So nahe wie damals wurde die Ortenau im ausgehenden 14. und im 15. Jahrhundert
kaum noch einmal von den Angelegenheiten des Reichs und des Königtums
berührt. Mit dem Aufsteigen der Luxemburger und Habsburger verschob sich
der Schwerpunkt der Reichspolitik nach Osten. Das Zeitalter, in dem — von dem
kurzen Zwischenspiel der Regierung des pfälzischen Ruprecht abgesehen — Prag
und Wien die bevorzugten Residenzen der Herrscher waren, überließ die bunte
Welt der südwestdeutschen Territorien ihrem Schicksal, das heißt einem verwirrenden
Wechsel nie zur Ruhe gelangender Bewegungen und Gegenbewegungen, die an
dieser Stelle nicht bis in ihre einzelnen Phasen verfolgt werden können. Unter den
Territorien am Oberrhein, die zur Ortenau in unmittelbarer Beziehung standen,
waren gegen Ausgang des Mittelalters zwei in unverkennbarem Aufstieg begriffen,
die Pfalz auf Kosten der badischen Markgrafschaft und die Stadt Straßburg auf
Kosten des Bistums. Für das Verhältnis der beiden letzteren Mächte kann der sogenannte
Achtkrieg des Jahres 1392 als epochemachend angesehen werden. Daß die
Stadt der Reichsacht, die wegen einiger Verfehlungen ihres Ausbürgers Bruno von
Rappoltstein über sie verhängt war, jahrelang trotzte, daß sie sich gegenüber ihren
verbündeten Gegnern — dem Bischof, dem Markgrafen von Baden, dem Grafen
von Württemberg, den Herren von Lichtenberg und anderen — unbesiegt behaupten
konnte, war eine Kraftprobe, die ihrer politischen Geltung förderlich sein
mußte. Im Verlauf dieser Kämpfe wurde von den Straßburgern die erste feste
Rheinbrücke bei Kehl erbaut und gegen alle Angriffe der Gegner behauptet. Der
Besitz dieses strategisch wertvollen Rheinübergangs gab der Bürgerschaft Gelegenheit
, auch die gegnerischen Lande rechts des Rheins mit bewaffneter Hand heimzusuchen
; ihr Aufgebot verbrannte das lichtenbergische Willstätt und verwüstete die
Ortenau von Offenburg bis Lahr. Nach Wiederherstellung des Friedens hatte die
Stadt die Genugtuung, ihren Anspruch auf die Kehler Brücke durch königliches
Privileg bestätigt zu sehen. Der Straßburger Bischof Friedrich von Blankenheim

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