Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 169
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0172
im Jahre 1527 Abt und Mönche in das Kloster zurückkehren, und es bildete eine
gewisse Bürgschaft für gesicherte Zustände, daß Markgraf Christoph seinerseits die
Huldigung der klösterlichen Untertanen entgegennahm. Die Schwarzacher Klosterschule
konnte allerdings erst 1551 wieder ins Leben treten, nachdem sich der Abt
Martin Schimpfer von Baden die Erlaubnis erwirkt hatte, zu ihrer Ausstattung
10 Jahre lang ein Umgeld vom Weinschank zu erheben.

Welche Formen die Bauernerhebung im mittleren Kinzigtal angenommen hat,
läßt sich aus unseren Quellen nicht ersehen; wir sind nicht einmal darüber unterrichtet
, ob es hier überhaupt zu ernsteren Unruhen und Gewaltsamkeiten gekommen
ist. Das Kloster Gengenbach hätte zu einem tumultuarischen Vorgehen
wohl mindestens ebensoviel Anlaß geben können wie etwa Schwarzach oder Allerheiligen
. Wenn 1484 in einer Klageschrift der Stadt Gengenbach festgestellt wurde,
daß im Verlauf einiger Jahre nicht weniger als 12 Bauernhöfe durch Schuld des
klösterlichen Zinsmeisters eingegangen seien, ohne daß der Abt diese Behauptung
eigentlich entkräften konnte, so läßt das den Schluß zu, daß unter dem Gengenbacher
Krummstab nicht immer gut zu wohnen war, und es hätte wohl auch hier
nur eines geringen Zündstoffes bedurft, um die Bevölkerung zu gewaltsamem Vorgehen
fortzureißen. Da gleichwohl nichts Derartiges berichtet wird, so liegt die
Vermutung nahe, daß die Stadt Gengenbach und der Landvogt das Schlimmste
vom Kloster abwandten, weil sie mit dessen Säkularisierung und finanzieller Ausnutzung
ihre eignen Pläne verfolgten.

Bedenklichere Ausmaße nahm der Aufstand in der südlichen Ortenau an, wo sich
die Erbitterung der Bevölkerung ebenfalls fast ausschließlich gegen die Klöster,
Schuttern und Ettenheimmünster, richtete, „dann ir wil und meinüng nit ist wider
kaiserlich Maiestät, zudem wider ein loblich hüs Osterreich, aüch wider ein loblich
statt Strasburg ganz nutzit zu handien oder unpillichs furzunemen, sonder allein
wider die münch und etlich pfaffen35)". Schon um die Mitte des April nahmen die
Bauern gegen beide Klöster eine drohende Haltung an, am 19. drang eine Schar
von Friesenheimern in Schuttern ein und erzwang vom Abt die Herausgabe einer
Urkunde vom Jahre 1510, deren Bestimmungen angeblich das Allmend- und
Weiderecht beeinträchtigten. Beide Äbte flohen unmittelbar darauf nach Ettenheim,
von wo sie an den Kastvogt von Schuttern, Gangolf von Geroldseck, das dringende
Ersuchen um Hilfe richteten. Gangolf, der in diesem ganzen Handel eine etwas
zweideutige Rolle spielte, konnte sich zu einem bewaffneten Einschreiten nicht
verstehen und beschränkte sich auf gütliche Schreiben nach beiden Seiten; die Äbte
lud er ein, auf Hohengeroldseck Brot und Wein mit ihm zu teilen. Aber die Prälaten
zogen es vor, sich nach Freiburg in Sicherheit zu bringen. Die Bewegung griff
unterdessen weiter um sich. Die Stadt Ettenheim hielt es für bedenklich, die geflüchteten
Klostergüter in ihren Mauern zu beherbergen und beschloß nach längeren
Verhandlungen sogar, mit den Aufständischen gemeinsame Sache zu machen; die
Umsicht des Amtmannes Ludwig Horneck von Hornberg scheint das letztere
wenigstens verhindert zu haben. Aber die Klöster vermochten der Einnahme und

35) Stadt und Vogtei Ettenheim an den Straßburger Rat, 6. Mai 1525. Polit. Korrespondenz der Stadt
Straßburg I Nr. 365.

169


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0172