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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 173
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war. Erst nach ihrem Tod (1540) hatte er auch hier völlig freie Hand. Die Akten
einer Synode, die im Jahre 1542 von den evangelischen Prädikanten der Land-
vogtei und des Kinzigertales zu Haslach veranstaltet wurde, lassen erkennen, daß
die neue Lehre in diesen Gebieten damals durchaus eingewurzelt und gefestigt
war. Es sind nur abschließende Maßnahmen, die man vom Landesherrn fordert:
Vornahme einer Visitation durch den Straßburger Münsterprediger Hedio, Erlaß
einer auf die Heilige Schrift gegründeten Kirchenordnung und Besetzung der noch
erledigten Pfarr- und Schulstellen.

In den vom Gebiet der Landvogtei umschlossenen Reichsstädten konnte naturgemäß
Wilhelms reformatorische Tätigkeit nicht ohne Wirkung bleiben. Schon Anfang
März 1525 richtete der Offenburger Kirchherr Kaspar vom Mündt eine Beschwerde
an den Straßburger Bischof, weil der Landvogt kurz vorher die unmittelbar
bei der Stadt gelegene Liebfrauenkirche in Weingarten gewaltsam mit einem
neuen Prediger besetzt habe, der es unternehme, „die bös giftig Luterisch materi
zu predigen". Aber die Beschwerden der bischöflichen Regierung beim Landvogt
blieben ohne Erfolg. Noch im gleichen Jahre ging auch die Stadt zur neuen Lehre
über, indem sie zwei Prediger anstellte, die dem bisherigen Pfarrer nicht untergeordnet
sein sollten. Noch eine Reihe von Jahren muß die Reformation in Offenburg
geblüht und sich ausgebreitet haben, denn auf dem Augsburger Reichstag des
Jahres 1530 finden wir die Offenburger Gesandten zusammen mit den Straß-
burgern auf der Seite der evangelischen Stände. Indessen trat bald darauf ein Umschwung
ein, dessen Einzelheiten und Beweggründe uns verborgen sind. Es mag
der Einfluß ausgewanderter Straßburger Domherren im Spiele gewesen sein; vielleicht
auch gedachte man, wenn Offenburg ein katholisches Gegengewicht gegen
Straßburg bildete, die Bedeutung der Stadt als einer Zufluchtsstätte der alten Lehre
zu heben. Jedenfalls war es mit der Alleinherrschaft des Protestantismus seit etwa
1531 zu Ende, wenn auch ein Teil der Bevölkerung sich noch weiterhin zu ihm bekannte
.

Weit ausdauernder hielt die Nachbarstadt Gengenbach am Luthertum fest. Der
evangelische Leutpriester, der im Jahre 1526 Anstellung fand, erregte zwar durch
die mannigfachen von ihm eingeführten Neuerungen den Groll der Klosterkonven-
tualen, die sich sofort beschwerdeführend an den Straßburger Bischof wandten,
aber ein ungnädiges Schreiben des Oberhirten an die Gemeinde blieb erfolglos.
Die Stadt hielt ihre schützende Hand über den Prediger, indem sie sich darauf
berief, daß nach dem Abschied des letzten Speierer Reichstages das Wort Gottes
lauter und rein verkündet werden sollte. Sie beharrte auch nach dem Augsburger
Reichstag des Jahres 1530 in ihrer Gesinnung und schloß sich noch enger an Straßburg
an. Ein Führer der kirchlichen Bewegung, der später als Reformator des
Oberelsaß zu größerer Bedeutung gelangte, Hedios Altersgenosse und Ettlinger
Landsmann Matthias Erb, war 1532 als Schulmeister in Gengenbach im Sinn der
neuen Lehre tätig und scheint dieses Amt mehrere Jahre hindurch bekleidet zu
haben. Hedio selbst ordnete 1546 die kirchlichen Verhältnisse durch Vornahme
einer Visitation, nachdem schon ein Jahr zuvor ein evangelischer Katechismus für
die Stadt im Druck erschienen war.

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