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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 185
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treugeblieben war, betrieb seit dem Jahr 1573, in dem er die Herrschaft Geroldseck
zuerst besuchte, die Wiedereinführung des alten Glaubens, wobei er sich der Hilfe
von Priestern, die ihm das Kloster Gengenbach zur Verfügung stellte, bedient
zu haben scheint. Eine lange Dauer ist diesem Versuch der Gegenreformation
freilich nicht beschieden gewesen, da Jakob, sobald er mündig geworden war, sich
zum Protestantismus bekannte und sofort die Reformation in seiner Herrschaft
wiedereinführte, die sich nun bis zum Aussterben des Hauses Geroldseck acht
Jahrzehnte einer ungestörten Entwicklung erfreuen konnte. In Seelbach, Prinzbach
und Reichenbach wurde der evangelische Gottesdienst wiederhergestellt; Gengenbacher
Mönche, die das Präsentationsrecht ihres Abtes zugunsten der katholischen
Kirche geltend machen wollten, wurden abgewiesen und dem Abt nach mehrjährigem
Prozeß beim Reichskammergericht auferlegt, nur evangelische Geistliche
zu präsentieren.

Dauerhaftere Erfolge schienen der Gegenreformation im Gebiet der baden-badi-
schen Markgrafschaft in Aussicht zu stehen, wo die Vormundschaft über den minderjährigen
Markgrafen Philipp II. gemeinsam von dem eben erwähnten Grafen Karl
von Hohenzollern und dem streng katholischen Herzog Albrecht V. von Baiern,
dem Schwager des verstorbenen Philibert, ausgeübt wurde. 1571 sandte der Herzog
den Grafen von Schwarzenberg in die Markgrafschaft, der sich bereits in Baiern als
Bekämpfer der evangelischen Kirche bewährt hatte und nun in Verbindung mit dem
Jesuiten Georg Schorich die Aufgabe erhielt, die baden-badischen Untertanen wieder
dem katholischen Glauben zuzuführen. Man ging offenbar schonungslos vor. Der
durch seine schriftstellerische Tätigkeit bekannte evangelische Pfarrer in Steinbach
bei Bühl, Augustin Brunn, wurde kurzerhand verjagt, der von Markgraf Philipp
dem Kloster Schwarzach aufgedrungene evangelische Abt im Einverständnis mit
dem Straßburger Bischof seines Amtes enthoben und durch den Gengenbacher Mönch
Kaspar Brunner ersetzt. Um dieser streng durchgeführten Rekatholisierung Dauer
zu verleihen, wurde der junge Markgraf auf die Universität Ingolstadt geschickt
und seine Erziehung den dortigen Jesuiten, besonders dem späteren Vizekanzler
Martin Eisengrein, anvertraut, der seit seinem Rücktritt zur katholischen Kirche
einer der eifrigsten Bekämpfer der Protestanten geworden war. Unter seiner Leitung
schwor Philipp II. den evangelischen Glauben, in dem er von seinem Vater anfangs
erzogen worden war, ab und blieb auch nach seinem im Jahre 1577 erfolgten
Regierungsantritt diesem Schwur treu, was ihn aber nicht hinderte, das Kloster
Schwarzach, das sich noch immer in einer bejammernswerten wirtschaftlichen Lage
befand, aufs ärgste zu bedrücken, so daß dem Abt schließlich nichts anderes übrig
blieb, als sein Heil in der Flucht zu suchen. Übrigens war trotz systematischer Bekämpfung
der Protestantismus in der Markgrafschaft weder rasch noch vollständig
auszurotten. Dem Pfarrer Eberhard Vetter zu Kappelwindeck mußte 1578 unter
Androhung von Strafen untersagt werden, den Gottesdienst „schier auf luthrische
weis" zu versehen, sein Sinzheimer Amtsgenosse Konrad Geyer wurde im folgenden
Jahre Landes verwiesen, als man entdeckte, daß er heimlich mit einer Protestantin
verehelicht sei. Dies waren schwerlich Einzelfälle, denn die Landstände
fühlten sich bewogen, auf dem Landtag von 1578 zu beantragen, man möge den

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