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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 190
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0193
Truppen auferlegte. Seine Absicht, die Reformation im ganzen Bistum rückgängig
zu machen, hatte Leopold nicht erreichen können, da er im gleichen Vertrage seinen
protestantischen Untertanen, die diesem Beginnen aufs entschiedenste entgegengetreten
waren, die Religionsfreiheit — wenn auch nur in sehr allgemein gehaltenen
Ausdrücken — gewährleisten mußte.

Wenige Jahre später brach der unselige Krieg aus, der Deutschland ein Menschen-
alter lang verwüstete und dem deutschen Volkskörper unheilbare Wunden schlug.
Während des ersten Jahrzehnts seiner Dauer blieb die Ortenau wenigstens vor dem
Allerschlimmsten bewahrt: der Kriegsschauplatz des böhmisch-pfälzischen und nie-
dersächsisch-dänischen Krieges befand sich außerhalb ihrer Grenzen. Da sich aber die
militärischen Ereignisse teilweise auf dem Boden der Nachbarterritorien, besonders
der Pfalz und des Elsaß, abspielten, machten sich die Folgen des Krieges doch auch
in der Ortenau fühlbar. Massen von Flüchtlingen ergossen sich über den Rhein und
vergrößerten die wirtschaftliche Notlage, die durch Mißernten und Münzverwirrung
schon bedrohlich geworden war; zudem wurden die Untertanen durch die unausgesetzten
Kontributionen und Musterungen in einem ihre geschwächten Kräfte weit
übersteigenden Maß belastet. Aber es blieb nicht bei diesen mit der Zeit unerträglich
werdenden wirtschaftlichen Schäden. Da Vorderösterreich, Baden und Straßburg
von Anfang an zu den kriegführenden Parteien gehörten, mußten alle Wendungen
des Waffenglücks auf diese Territorien eine unmittelbare Wirkung ausüben.

Die Sache der protestantischen Union erhielt auf oberrheinischem Boden zum
erstenmal einen entscheidenden Schlag in der Schlacht bei Wi m p f e n (6.Mai 1622),
in der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach durch Tilly eine gründliche
Niederlage erlitt und selbst nur mit Mühe der Gefangennahme entging. Während
Graf Ernst von Mansfeld und sein zügelloses Kriegsvolk den Winter 1622 hindurch
das Unterelsaß mit Plünderung und Brand heimsuchte, hielt der Hanauer Ausschuß
mit Unterstützung von 200 Mann aus der Ortenau die Rheinwache. Bayrische
(ligistische) Truppen besetzten das auf einer Insel liegende bischöfliche Dorf Hönau
und suchten Straßburger Transporte für Mansfeld zu unterbinden. Indes sammelte
Erzherzog Leopold, der Straßburger Bischof, eine ansehnliche Truppenmacht, bemächtigte
sich am 1. Mai Lichtenaus zur Rückendeckung und begann nach der
Wimpfener Schlacht (6. Mai) die Belagerung von Hagenau, wurde aber von Mansfeld
unter schweren Verlusten bei Drusenheim über den Rhein gejagt, zog mit den
Resten seines Fußvolkes plündernd landauf Kappel zu und überschritt bei Rheinau
den Rhein ins Elsaß. Um sein Land aus dem Kriege zu halten, überließ Markgraf
Georg Friedrich die Regierung am 25. April seinem ältesten Sohn, Markgraf Friedrich
V., und erklärte, den Rest seiner Tage der Verteidigung der evangelischen Religion
und der deutschen Freiheit widmen zu wollen. Georg Friedrich stieß mit seinen
wieder gesammelten Streitkräften den 31. Mai bei Mannheim zu Mansfeld, um Herzog
Christian von Braunschweig, dem „Halberstädter", über den Main die Hand
zu reichen.

Nach der Niederlage bei Höchst durch Tilly verzichtete der alte Markgraf auf die
weitere Teilnahme am Kampfe.

Die Pfalz und die badische Markgrafschaft waren somit der Willkür der sieg-

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