Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 198
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0201
und Karls von Lothringen wurde ins Auge gefaßt. Aber der letztere konnte schließlich
überhaupt nicht bewogen werden, den lothringisch-burgundischen Kriegsschauplatz
zu verlassen, und auch Savelli bequemte sich nur sehr allmählich dazu, seine
Truppen mit denen des bayrischen Marschalls, der zu ihm in schlechtestem Verhältnis
stand, zu vereinigen. Erst am 7. August traf er in Offenburg ein. Gerade einen Tag
vorher hatte Herzog Bernhard, durch das Eintreffen eines französischen Hilfskorps
unter Turenne gestärkt, den Vormarsch nach Norden angetreten, um nun die Entscheidung
herbeizuführen. Die kaiserlichen Feldherren, die von dieser Operation des
Weimarers keine Ahnung hatten, waren gleichzeitig nach Süden aufgebrochen, um
Breisach nochmals zu verproviantieren. So trafen die Heere am 8. August in der
Gegend von Schuttern zusammen. Die Kaiserlichen hatten Dorf und Kirchhof
Friesenheim und den von dort nach Schuttern ziehenden Landgraben besetzt,
mußten sich aber bald auf eine Anhöhe hinter dem Dorf zurückziehen. Da der
Herzog nicht hoffen konnte, diese günstige Stellung ohne große Verluste zu nehmen,
sammelte er seine Truppen bei Mahlberg in der Erwartung, daß die Gegner sich ihm
auf offenem Felde stellen würden. Aber Götz und Savelli, durch Eifersüchteleien
veruneinigt, hatten einen anderen Plan entworfen, Savelli rückte am nächsten Tage
in der Richtung auf Wittenweier und Kappel ab, um auf diesem Wege Breisach zu
erreichen; der große für die Verproviantierung der Festung bestimmte Wagenpark
begleitete und hinderte seine Truppen. So hatten die Weimarer, die von dieser Bewegung
des Feindes rechtzeitig Kunde erhielten und, durch Waldungen gedeckt, einen
unbemerkten Anmarsch bis in seine unmittelbare Nähe vollziehen konnte, leichtes
Spiel, den völlig überraschten und sorglosen Gegner auf ungünstigem Gelände zu
überrumpeln. Die Umgehung des linken Flügels verursachte eine Panik, die bald
das ganze Heer ergriff und in wilde Flucht ausartete. Götz, der die Nachhut befehligte
, kam zu spät, um dieses Unheil noch zu verhüten, versuchte aber doch zu
retten, was zu retten war. Noch fünf Stunden wogte ein unentschiedener Kampf hin
und her, bis das Eingreifen weimarischer Reserven den Sieg endgültig an die Fahnen
des Herzogs heftete.

Ein entscheidender Erfolg war durch die Schlacht bei Wittenweier errungen. Von
der kaiserlichen Armee konnte sich kaum ein Viertel, 2000 bis 3000 Mann, über
Oberkirch und den Kniebis nach Württemberg retten; eine unermeßliche Beute an
Artillerie, Proviant und Geld fiel in die Hand des Siegers, der nun seine Hauptabsicht
, die Belagerung von Breisach, mit mehr Aussicht auf Erfolg wiederum in
Angriff nehmen konnte. Die Bezwingung dieser Festung, die im Dezember dem
Herzog ihre Tore öffnete, krönte die Reihe seiner glänzenden Waffentaten. Die
Früchte der Siege Herzog Bernhards von Weimar heimsten die Franzosen ein; seine
kriegserprobten Regimenter zu Roß und Fuß nahmen sie in ihren Sold. Von dem
festen Breisach aus suchten sie die oberrheinischen Lande bis zur Murg in Kontribution
und unter ihren Schutz zu bringen.

Es war einer der verhängnisvollsten Schläge, welche die protestantische Sache im
Verlauf des Krieges betroffen haben, daß dieser sieggekrönte unermüdliche Feldherr,
der jetzt als der ruhmreichste General seiner Zeit galt und auf den sich die Blicke
von ganz Europa mit Sorge oder Zuversicht richteten, schon im Juli des folgenden

198


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0201