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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 204
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Tode des Grafen Solms in zweiter Ehe mit dem Markgrafen Friedrich V. von Baden-
Durlach, den sie zu ihrem Erben einsetzte. Der Anordnung des Westfälischen
Friedens, daß ihre Ansprüche untersucht werden sollten, wußte Österreich unter
allerlei Vorwänden immer wieder auszuweichen, so daß der Graf von Cronberg im
Besitz der Herrschaft blieb und ungestört die Ausrottung der neuen Lehre in Angriff
nehmen konnte. Einen vollen Erfolg hatte er damit freilich erst in den siebziger und
achtziger Jahren, als im Gefolge der französischen Heere katholische Geistliche ins
Land kamen und auch die Kapuziner von Mahlberg ihm ihre Hilfe liehen. Ein Versuch
des durlachischen Markgrafen, nach dem Tode des letzten Cronbergers (1692)
von Geroldseck Besitz zu ergreifen, hatte keinen nachhaltigen Erfolg; die badischen
Besatzungen wurden 1697 wieder vertrieben, und die Herrschaft fiel an den katholischen
Freiherrn von der Leyen, dem der Kaiser längst die Anwartschaft zugesichert
hatte.

Auch Markgraf Wilhelm von Baden-Baden war weit davon entfernt, das Normaljahr
zu respektieren, ja er soll sogar ausdrücklich erklärt haben, daß er sich daran
nicht gebunden fühle. Es kam daher in der Markgrafschaft wie in der Herrschaft
Mahlberg häufig vor, daß früher evangelische Pfarreien entweder unbesetzt blieben
oder katholischen Geistlichen anvertraut wurden; in Mahlberg wirkte besonders
eifrig das im Jahre 1672 gegründete Kapuzinerkloster für die Ausbreitung des
katholischen Kultus. Die Proteste der Baden-Durlacher Vettern, die von 1659 bis
1727 im Pfandbesitz der Herrschaft Lahr waren, konnten dagegen nicht viel ausrichten
. Markgraf Ludwig Wilhelm, der nach dem Tode seines Großvaters im Jahr
1677 die Regierung in Baden-Baden antrat, war in kirchlicher Hinsicht maßvoller
und milder gesinnt und nicht abgeneigt, die berechtigten Wünsche der Protestanten
zu erfüllen, aber seine fast ununterbrochene Abwesenheit auf Kriegszügen hinderte
es, daß sich diese Gesinnungen im kirchlichen Leben des Landes auswirken konnten.
Es half nichts, daß der Markgraf aus dem Heerlager im fernen Ungarn die Religionsbeschwerden
seiner protestantischen Untertanen mit tröstenden Zusagen beantwortete
. In Mahlberg etwa verstand es der im Jahre 1678 eingesetzte, eifrig katholische
Amtmann Franz Ernst von Olisy im Bunde mit den Prälaten der benachbarten
Klöster und den weiblichen Mitgliedern der markgräflichen Familie die toleranten
Absichten des Landesherrn zu umgehen und dem Katholizismus unermüdlich Vorschub
zu leisten. Da ein großer Teil der Untertanen hartnäckig am evangelischen
Glauben festhielt, war aber schließlich das erregte Ärgernis so allgemein, daß der
Amtmann im Februar 1699 auf Befehl des Markgrafen gefangengesetzt wurde und
erst nach fast einem Jahr die Freilassung erlangte. Er blieb dann allerdings doch im
Dienst und fand in der Verwirrung des Spanischen Erbfolgekrieges neue Möglichkeiten
, gegen die Protestanten vorzugehen. Vollends die Regierung der frommen
Markgräfin Sibylla Augusta war dem Bestand der evangelischen Lehre nicht günstig.
Erst als nach ihrem Tode der Geheimrat Tschammerheil in Rastatt zu vorwiegendem
Einfluß gelangte, trat eine Wendung ein; dieser vertrat nämlich den Standpunkt, daß
es der Regierung zur Unehre gereiche, den Bestimmungen des Westfälischen Friedens
über das Normaljahr entgegenzuhandeln. So konnte unter der Regierung des letzten

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