Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 214
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0217
feindlichen Stellung am Harmersbach erschüttern sollte. Aber schon am 26. brach er
auf Befehl des französischen Königs sein Lager bei Offenburg ab und ging über den
Rhein zurück.

Die Erschöpfung war bei beiden kriegführenden Parteien allgemein. Auch die
Franzosen mußten unter diesen Umständen davon absehen, bei den Friedensverhandlungen
unmäßige Forderungen zu stellen. Der im Oktober 1697 zu Ryßwick
geschlossene Friede sicherte Frankreich zwar den Besitz des Elsaß mit Straßburg,
aber die rechtsrheinischen Orte Breisach, Freiburg, Philippsburg und selbst Kehl
mußte es aufgeben. Von der Ortenau wurde damit wenigstens der stärkste militärische
Druck genommen. Am 11. Juli 1698 räumte die französische Besatzung Kehl,
das in den letzten Kriegsjahren von dem Ingenieur Tarade neu befestigt worden
war, und der General Würz hielt mit einer Garnison von 1200 Mann schwäbischer
Kreistruppen seinen Einzug. Kehl war dem Markgrafen Ludwig Wilhelm als Belohnung
für seine Verdienste im türkischen und pfälzischen Kriege zugedacht. Trotz
des Widerspruchs des Hauses Nassau und der Herren von Böcklinsau und Streiff
von Lauenstein, die alte Rechte geltend machten, wurde auch die Belehnung durch
Beschluß des Regensburger Reichstages vom 22. Dezember 1698 vollzogen und gleichzeitig
dem Hause Baden-Durlach für den Fall des Erlöschens der baden-badischen
Linie die Anwartschaft auf dieses Lehen zugesprochen.

Auch nach dem Ryßwicker Frieden waren Europa nur wenige Jahre der Ruhe gegönnt
, da der im Jahre 1700 erfolgte Tod König Karls II. von Spanien die spanische
Erbfolgefrage aufrollte und von neuem einen langjährigen Krieg hervorrief. Der
Kaiser war diesmal, nachdem er den Türkenkrieg siegreich beendet und im Frieden
von Carlowitz den Besitz von Ungarn und Siebenbürgen wiedererlangt hatte, in
einer wesentlich günstigeren Lage als beim Ausbruch des Pfälzischen Erbfolgekrieges,
zumal sich die Seemächte und die meisten Reichsstände mit fast einziger Ausnahme
des Kurfürsten Max Emanuel von Bayern und seines Bruders, des Erzbischofs Joseph
Clemens von Köln, ihm anschlössen.

Der so oft bewährte Markgraf LudwigWilhelm (Taf. VIII) wurde mit dem
Oberbefehl über die Rheinarmee betraut und erhielt anläßlich seiner Ernennung
zum obersten Feldherrn die Ortenau als österreichisches Lehen. Er sah sich zunächst,
da sein Heer noch längst nicht die erforderliche und vorgesehene Stärke hatte und
die Verhandlungen mit den Reichskreisen unter dem entgegenwirkenden Einfluß
Bayerns nur sehr langsam vonstatten gingen, völlig auf die Defensive angewiesen
und mußte sich darauf beschränken, die Stellung am Oberrhein durch Anlage umfassender
Befestigungswerke zu stärken. Die Speierbachlinien riegelten die Pfalz
nach Süden ab, die sogenannten Bühl-Stollhofener Linien, die nach den Angaben des
Markgrafen vom Major Elster erbaut wurden, waren dazu bestimmt, die Rheinfront
von Philippsburg bis zum Bühler Tal zu sichern. Sie bestanden längs des Stromes aus
einem doppelten, von Redouten unterbrochenen Wall und wandten sich bei Stollhofen
rechtwinklig zum Gebirge zurück; zwischen Stollhofen und Vimbuch ersetzten
sumpfige Wälder die Festungswerke, von Vimbuch bis zum Gebirgsrand zog sich
eine zusammenhängende Linie von Verschanzungen hin, Schleusen zur Stauung des

214


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0217