Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 230
(PDF, 128 MB)
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Rat, als die badische Hilfe anzurufen. Der Abt von Schuttern, dessen Kloster mit
der Gemeinde wegen der Anteile am Friesenheimer Hochwald in heftigem Streit
lag, suchte in Karlsruhe Schutz und erwirkte dort, daß das Amt Mahlberg den Auftrag
erhielt, Übergriffe gegen das Kloster zu verhindern. Auch dem Abt Landolin
von Ettenheimmünster, der vergeblich auf das Eingreifen der bischöflich straß-
burgischen Behörden gehofft hatte, blieb endlich keine andere Wahl, als von Mahlberg
bewaffnete Hilfe zu erbitten. Hier genügte die Drohung des Majors von Beck
mit militärischem Eingreifen, um die Ettenheimer Waldgenossenschaft zu veranlassen
, daß sie sich mit dem vom Abt aufgestellten Vertragsentwurf nach einigem
Hin- und Herverhandeln zufriedengab. Das Kloster Allerheiligen, gleichfalls wegen
strittiger Waldgerechtigkeiten mit den Nachbargemeinden Renchen, Ulm und Waldulm
verfeindet, wurde im September von aufrührerischen Bauernhaufen förmlich
belagert und aus dieser gefahrdrohenden Lage nur durch eine Kriegslist der Ortsvorstände
gerettet. Die Straßburger Lokalbehörden, an deren Spitze derOberkircher
Vogt von Bruder stand, hatten sich nicht gerührt, und die Zaberner Regierung selbst
fühlte sich der Lage so wenig gewachsen, daß der Bischof, Kardinal Rohan, den Abt
des Klosters kurzerhand anwies, beim badischen Markgrafen Hilfe zu suchen.

Auch in den übrigen Teilen des Straßburger Gebiets erwies sich die bischöfliche
Verwaltung als vollkommen hilflos. Gerade hier aber waren die Klagen der Untertanen
über finanzielle Lasten und Übergriffe der Beamten am lebhaftesten und am
meisten berechtigt. Der unfähige Oberkircher Vogt wagte nicht einzuschreiten,
sicherte vielmehr den Bauern alles zu und entließ die Beamten, die ihnen mißliebig
waren, so daß die Aufrührer eine Zeitlang geradezu die Herrschaft ausübten; ein
Gnadenerlaß des Bischofs vermochte sie nicht umzustimmen, Mitte September wurde
das Oppenauer Rathaus von 800 aufständischen Bauern besetzt. Die Regierung in
Zabern wandte sich nun in ihrer Not an den Markgrafen, aber man verspürte in
Karlsruhe wenig Lust, sich für die übel berufene bischöfliche Verwaltung ins Zeug
zu legen. Als daher nach vorübergehender Ruhe der Aufruhr im Dezember von
neuem im Oppenauer Tal aufflackerte, mußten württembergische, später auch pfälzische
und mainzische Truppen eingreifen.

In der Landvogtei gingen die Unruhen vom Gericht Achern aus, wo sich besonders
die Einwohner von önsbach aufsässig zeigten und im August zusammen mit denen
von Gamshurst, Fautenbach und Oberachern vor die Acherner Vogtei zogen, den
verhaßten Vogt Fabert mißhandelten und mit sich schleppten. Auf die Kunde von
dem Anmarsch der Bauern gegen Offenburg ergiff der Landvogt von Axter die
Flucht, dem Oberamtsrat Kleinbrod gelang es aber, durch Aufnahme von Beschwerdeprotokollen
die Gemüter vorläufig zu besänftigen und die Scharen zur Umkehr zu
bewegen. Als der Freiburger Regierungspräsident von Greifenegg sich zu einer
Inspektionsreise nach Offenburg und Achern entschloß, war die Ruhe längst wiederhergestellt
. Ein Zusammenwirken der österreichischen und badischen Regierung war
nicht zustande gekommen, obwohl man am 1. September eine Konvention über gemeinsames
Vorgehen gegen die revolutionäre Bewegung abgeschlossen hatte; die
wirksame Ausführung dieser Abmachungen scheiterte wohl in erster Linie an den
Eifersüchteleien der maßgebenden Freiburger Persönlichkeiten und ihrer Abneigung

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