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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 233
(PDF, 128 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0236
Anlaß zu ununterbrochenen Reibungen mit Frankreich bot seit dem Jahre 1790
auch die Aufnahme der Emigranten, die massenweise über den Rhein flüchteten und
in den benachbarten badischen, vorderösterreichischen und straßburgischen Gebieten
eine Unterkunft suchten und fanden. Gerade die Ortenau bildete zeitweilig einen
Brennpunkt der emigrantischen Bewegung, seitdem im Sommer 1790 der Straßburger
Bischof Kardinal Ludwig von Rohan, der durch die Beschlüsse der Nationalversammlung
über die Einziehung der geistlichen Güter sein märchenhaftes Jahreseinkommen
von 1 Vi Millionen Livres eingebüßt hatte und sich auf die geringfügigen
Einkünfte seiner rechtsrheinischen Ämter angewiesen sah, seinen Wohnsitz nach
Ettenheim verlegte und auch das ganze Domkapitel dorthin nachfolgen ließ. Die
Absicht, Ettenheim zu einem Mittelpunkt der antirevolutionären Propaganda zu
machen, lag ihm wohl nicht ganz fern, und er fand einen geeigneten Organisator in
dem jüngeren Mirabeau, der eine emigrantische Legion anwarb, deren Fahnen am
11. Dezember 1791 in St. Landolin bei Ettenheim geweiht wurden. Aber die benachbarten
rechtsrheinischen Regierungen mußten sich aus Rücksicht auf Frankreich,
wenn sie auch den Ausgewanderten das Niederlassungsrecht nicht wohl verweigern
konnten, doch wohlweislich hüten, diesen militärischen Bestrebungen Vorschub zu
leisten. So fand Rohan mit seinem Antrag, den desertierten Regimentern Royal
Navarra, Royal Champagne und Normandie Einquartierung auf badischem Boden
zu gestatten, wenig Gegenliebe, und es war ein Glück, daß es Baden im Verein mit
der Freiburger Regierung gelang, schließlich den Abmarsch der angeworbenen Truppen
durchzusetzen. Trotzdem blieb die Anwesenheit so vieler Feinde der neuen
französischen Staatsform nicht unbedenklich und sollte der badischen Regierung noch
in napoleonischer Zeit die unbequemsten Ärgernisse bereiten.

Viel tiefergreifende Folgen ergaben sich aber daraus, daß die junge französische
Republik in den nächsten Jahren die Eroberungspolitik Ludwigs XIV. wieder aufgriff
, wodurch die Ortenau nach mehr als halbhundertjähriger Friedenszeit wieder
zum Schauplatz kriegerischer Verwicklungen wurde.

In den ersten Jahren des Koalitionskrieges konnten es die Franzosen,
die am Mittelrhein, in den Niederlanden und auf anderen Kriegsschauplätzen stark
in Anspruch genommen waren, freilich noch nicht unternehmen, den Krieg auf das
rechte Oberrheinufer hinüberzuspielen. Auch als im August und September 1793
der Konvent das Massenaufgebot angeordnet hatte und auf offensives Vorgehen
der französischen Heere nach Deutschland drängte, beschränkte man sich hier auf
ein ziemlich nutzloses Bombardement der Festung Kehl. Diese wichtige Festung war,
seitdem die Friedensschlüsse von Ryßwick und Baden ihr Verbleiben beim Reich
gesichert hatten, in sträflicher Weise vernachlässigt worden. Nach dem Abzug der
schwäbischen Kreistruppen im Jahre 1754 waren einige badische Kompanien zurückgeblieben
, die aber 1780 nach Rastatt verlegt wurden und nur eine Brückenbesatzung
von ein paar Mann zurückließen. Erst als im Sommer 1793 ein Korps
schwäbischer Kreistruppen in Kehl Quartier nahm, begann man nach Plänen des
württembergischen Majors von Miller die Widerstandskraft der Festung durch neue

Bekämpfung dieser Landplage hat der staatliche Sicherheitsdienst nie etwas unternommen. (Siehe „Die Ortenau
", Heft 32 S. 71 Anmerkung.)

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