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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 260
(PDF, 128 MB)
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oder Neuweirer, um ohne jedes Werturteil nur drei zu nennen, erscheinen auf der
Karte jedes besseren Weinrestaurants. Aus dem Wirtschaftsleben der Ortenau ist der
Wein nicht wegzudenken.

Bei der heutigen Bedeutung des Weinbaues ist es beinahe erstaunlich, daß erst
zwischen 1170 und 1192 Reben in der Ortenau urkundlich erwähnt werden; dies
um so mehr, als bis zum Jahr 900 der Weinbau in 84 Gemeinden Badens nachgewiesen
ist (zum Vergleich: Pfalz 70, Hessen 40, Württemberg 17, Mosel 5). Karl
Müller erklärt das späte Auftreten des Weinbaues in Mittelbaden aus den natürlichen
Gegebenheiten der versumpften Ebene, die eine Ansiedlung erschwerte. Erst
von der Mitte des 13. Jahrhunderts an werden die Nachrichten über den Weinbau
zahlreicher. Wein und Weinbau erfreuten sich der besonderen Fürsorge der Zehntherren
und der Landesherrschaften, hing doch vom Erfolg ihrer Maßnahmen Menge
und Güte des Weines ab, der vielfach weithin verkauft wurde. Das Cistercien-
serinnenkloster Lichtental erhielt 1332 bis 1625 für 50 Ohm jährlich Zollfreiheit
auf dem Rhein. Der Weinversand von Gernsbach aus nach Besenfeld ist schon für
1227 belegt. Umschlageplätze für den Wein aus der Ortenau waren hauptsächlich
Offenburg und Straßburg.

Im Mittelalter dienten im Gegensatz zu den heutigen Verhältnissen dem Weinbau
nur die ebenen Lagen und die Hügel längs des Schwarzwaldes. So finden sich
noch im 19. Jahrhundert bis weit ins Kinzigtal hinauf Reben. Die Wolf acher Schifferordnung
von 1557 verlangte von jedem Schiffer, der flößen will, den Anbau von
% Jüchen Reben oder eine entsprechende Abgabe. Selbst für Hornberg ist der
Weinbau belegt. Im Murgtal wurde Wein noch im 19. Jahrhundert angebaut. Heute
finden sich Reben nur noch beim Schloß Eberstein, doch wurden diese Anlagen erst
nach 1829 geschaffen. Hier wächst das „Eberblut", ein Burgunderwein, der den
zahlreichen Besuchern des Schlosses in der Schloßgaststätte auf das beste schmeckt.
Auch andere, heute sehr bekannte Weinlagen sind jungen Datums. Der „Fremersberger
" wächst auf einem Gebiet, das vor 1882 noch forstlich genutzt wurde. Neuanlagen
von Reben wären noch zu erwähnen in Durbach (Anfang 19. Jahrhundert)
oder in Fessenbach (1820). Das Rebgut Höllhof bei Oberkirch wurde 1852—1872
von dem Karlsruher Bankier Haber angelegt. Trotz solcher Neuanlagen ist die
Rebfläche in der Ortenau stetig zurückgegangen, wie die folgenden Zahlen zeigen:

1873 . . . . 3 573 ha 1937 . ... . 2 643 ha
1894 . . . . 3 320 ha 1957 .... 1 343 ha
1902 . . . . 3 280 ha 1959 . . . . 1 434 ha in 59 Gemeinden

(Die Zahlen bezeichnen die gesamte Reblandfläche, nicht nur die in Ertrag stehende.)

In der Ortenau sind heute etwa 60 % der Rebfläche mit den Edelsorten Riesling,
Traminer (Clevner), Ruländer und Burgunder bepflanzt. Die Ortenau ist das größte
Spätburgundergebiet Deutschlands. Vielleicht ist die Burgunderrebe durch das Kloster
Lichtental nach Umweg und Affental gekommen, wo das Kloster dank der
Schenkung der Markgrafen Hermann VI. und Rudolf I. seit 1245 Rebhöfe besaß.
Angesichts der Verbundenheit von Lichtental mit seinem Mutterkloster Citeaux in
Burgund erscheint diese Annahme sehr naheliegend. Der Traminer, bei uns „Clev-

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