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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 262
(PDF, 128 MB)
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an der Spitze: 1951 errang er 25 % der erteilten Preise, 1957 waren es 36 % und
1958 gar 49 %.

Diese wenigen Hinweise und der Ausblick auf die gegenwärtigen Verhältnisse
sind in einer Wirtschaftsgeschichte gerechtfertigt, zeigen sie doch klar die Existenzbedrohung
durch Schädlinge oder Fehlherbste, die Krise im Weinbau und die Überwindung
aller Fährlichkeiten durch die bewußte Umstellung auf Qualitätsproduktion
. Es ist bedauerlich, daß bisher die Erforschung des Ortenauer Weinbaues
und der Winzer etwas vernachlässigt wurde. Zuverlässige Darstellungen besitzen
wir z. B. von Durbach und Zell-Weierbach. Von großem Interesse wäre die
Untersuchung der sozialen Verhältnisse der Winzer. Der Winzerstand hat, nicht
nur in der Ortenau, ein eigenes Gepräge und unterscheidet sich merklich vom
Bauernstand. Dem Mehltau (seit 1872), der Blattfallkrankheit (seit 1886), der Reblaus
(seit 1913) und noch vielen anderen Schädlingen galt und gilt heute noch der
Kampf des Winzers, der sich durch Rückschläge und Mißernten nicht entmutigen
lassen darf und in mühsamer Handarbeit selbst bei schlechter Herbstaussicht für
das kommende Jahr hacken, spritzen, schneiden muß. Das Wissen um den Wein
und um den Rebbau liegt dem Winzer im Blut. Medard Barth, der bekannte elsäs-
sische Historiker, sagt von sich im Vorwort seiner elsässischen Weingeschichte: „Die
blutmäßige Bindung mit dem Winzerstande gab in mancher Hinsicht ein Wissen
um Dinge mit, das sich nicht aus Büchern schöpfen läßt, sondern nur auf dem Weg
persönlicher Erfahrung angeeignet wird."

Im Wesen des Winzers liegt vielleicht auch der Grund, daß der genossenschaftliche
Gedanke erst spät Verbreitung fand. Heinrich Hansjakob, ein Sohn der
Ortenau, hat 1881 in Hagnau am Bodensee die erste badische Winzergenossenschaft
geschaffen. 1906 wurde in Bühlertal die Affentaler Winzervereinigung gegründet,
1909 folgte der Naturweinbauverein Affental. Einsichtige Fachleute des Landwirtschaftlichen
Vereins hatten immer wieder darauf hingewiesen, daß die Bildung
von Genossenschaften der Weinproduzenten vor allem auch für den Absatz der
Weine vorteilhaft, ja notwendig wäre, da ja zur Gewinnung neuer Marktgebiete
größere Kapitalien erforderlich seien. Aber alle diese Bemühungen verliefen vorerst
noch im Sande, genau wie die geplanten und auch zum Teil schon abgehaltenen
Weinmärkte noch nicht in dauernder Übung blieben. Im Landeskulturrat, der sich
1870 mit den Absatzproblemen des Weinbaues beschäftigte, führte Professor
Nessler, der Direktor der Agrikulturchemischen Versuchsstation und Fachmann für
Weinfragen, aus, daß Genossenschaften natürlich das beste Mittel zur Förderung des
Absatzes wären, daß aber das oft sehr geringe Zutrauen der Weinbauern zueinander
und natürlich auch zu Genossenschaften, ferner das Fehlen größerer Kellereien,
vorerst einer Gründung von solchen entgegenstehe. Wahrscheinlich sei es überhaupt
am besten, wenn der Wein möglichst bald in die Hände der Händler komme, da
dieselben die Behandlung besser verstünden.

Heute bestehen in der Ortenau und in der Bühler Gegend 18 Winzergenossenschaften
, deren Kellereianlagen auf das modernste ausgestattet sind. Es werden
von der Genossenschaft die Trauben angekauft, ihrer Art und ihrem Reifegrad entsprechend
gekeltert und der Most sodann nach modernen Methoden zur Gärung

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