Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 266
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0269
Äcker kaputt.' Und doch zwang die Not zu weiteren Versuchen mit der neuen
Obstsorte. 1884 schickte Krauß die ersten 100 Zentner Bühler Frühzwetschgen über
Kehl per Schiff nach Köln, um sie dort den deutschen Konsumenten als ,bosnische
Zwetschgen' schmackhaft zu machen." Jedenfalls, dies ergibt sich aktenmäßig, befand
sich schon 1881 ein Obstzüchter aus Kappelwindeck auf der Obstbauschule in
Karlsruhe, und 1883 notierte der Bühler Oberamtmann Frey über Kappelwindeck:
„Für die Obstbaumzucht sind die Leute sehr eingenommen, und werden jedes Jahr
viele junge Obstbäume gesetzt. Sie haben auch für deren Behandlung das richtige
Verständnis. Der Absatz des Obsterträgnisses erfolgt leicht auf den allbekannten
Obstmärkten der nahen Stadt Bühl. Kirschen gab es diesen Sommer viele, und
mögen daraus 1500 Mark erlöst worden sein. Äpfel wird es wenig, dagegen viele
Birnen und Zwetschgen geben. Der Preis der letzteren — man rechnet deren auf
etwa 500 Hektoliter — wird, eben wegen der großen Menge, ein niedrigerer werden
als im vorigen Jahr, nämlich 12 Mark statt 18 Mark per Hektoliter. Kastanien-
Bösche sind 25 Hektare in verschiedenen Parzellen vorhanden." Und 1885 wurde
vermerkt: „Die Obstbaumzucht hat in den letzten Jahren ganz enormen Aufschwung
genommen als Folge des stets raschen und guten Absatzes der Früchte auf
den täglich in Bühl stattfindenden und immer von vielen Händlern besuchten
Obstmärkten. Der Gemeinderat schätzt die Zahl der in den beiden letzten Jahren
gesetzten Obstbäume auf mindestens je 2000 Stück. Der Ort gleicht jetzt schon fast
einem Obstbaum-Wald. Namentlich werden viele Frühzwetschgen-Bäume gesetzt,
die hier vorzugsweise gedeihen und deren Früchte gut bezahlt werden. Allerwärts
sieht man jetzt auf hiesiger Gemarkung schöne und gutgepflegte junge Obstbaumanlagen
. Ein besonderes Verdienst kommt in dieser Beziehung dem Hauptlehrer
Knörr zu, der im vorigen Jahr für die Gemeinde eine schöne Baumschule angelegt
hat, in welcher er den größeren Schülern Unterricht in der Obstbaumzucht gibt,
an dem jene mit Vorliebe teilnehmen. Die Kastanien-Bösche dagegen werden jedes
Jahr weniger."

Die Entwicklung des badischen Obstbaues veranschaulicht die auf Seite 277 abgedruckte
Tabelle (vergleichbare Zahlen liegen erst seit 1879 vor, die Zahlen geben den
Bestand ohne Unterscheidung nach der Ertragsfähigkeit). Während in den achtziger
Jahren des letzten Jahrhunderts der Steinobstbau das Übergewicht über den Kernobstbau
hatte, verschob sich seither die Relation. Der harte Frostwinter 1879/1880
hat dem Obstbau sehr geschadet. Die Frostschäden waren besonders stark an den
Pflaumen- und Zwetschgenbäumen. Der Rekordstand von 1879 ist nicht mehr
erreicht worden.

Für den bäuerlichen Betrieb bildet also die Einnahme aus dem Obstbau die
Existenzbasis, weshalb das Risiko einer Fehlernte diese Betriebe besonders belasten
wird.

Neben dem Anbau mußte auch dem Absatz der Ernte Aufmerksamkeit geschenkt
werden. Die steigende Produktion machte die Errichtung von Obstgroßmärkten
(z. B. in Bühl, Achern oder Oberkirch) mit örtlichen Sammelstellen notwendig.
Hand in Hand damit ging der Ausbau der genossenschaftlichen Obsterfassung und
Obstverwertung. In der Ortenau wurden nach dem Ersten Weltkrieg folgende

266


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0269