Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 276
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0279
Siedlungswesen und Maiwaldkultivierung

Umschlossen von den Gemeinden Wagshurst, Rheinbischofsheim, Freistett, Mem-
prechtshofen, Gamshurst und Renchen dehnte sich noch vor wenigen Jahren, mitten
in der fruchtbaren Ortenau, ein ödes Gelände von etwa 1 000 ha, der Maiwald.
Nachdem im 18. Jahrhundert die Waldbestände großen Schaden gelitten hatten,
wurde anfangs des 19. Jahrhunderts zur Abteilung der Waldgenossenschaft geschritten
. Bei der Abteilung (1810 bis 1811) waren die meisten Schläge ausgestockt,
so daß es sich im Großteil um Wiesengelände handelte. Die ehemaligen Genossenschaftsgemeinden
Erlach, Gamshurst, Mosbach, Renchen, Tiergarten, Ulm, Wagshurst
, Freistett und Memprechtshofen erhielten anteilmäßig Gelände, das von den
Gemeinden losweise an die allmendberechtigten Bürger zur Nutzung ausgegeben
wurde. Es ist bekannt, daß von allem Grundeigentum das sogenannte Allmendland
am schlechtesten bewirtschaftet wird, doch haben sich trotz aller gegenteiligen Bestrebungen
die Allmenden bis heute erhalten. Lag einerseits der Grund für die
schlechten Erträge der Maiwaldwiesen in ihrem Allmendcharakter (wodurch häufige
Besitzwechsel vorkamen), so muß anderseits nachdrücklich darauf hingewiesen
werden, daß die häufigen und langdauernden Überschwemmungen des Maiwaldgebiets
die Wiesen versauern und verkümmern ließen. In den Jahren 1831 bis
1885 war nämlich die Rench zur Ableitung der verheerenden Hochwasser im Oberlauf
(d. h. oberhalb Erlach) korrigiert worden. Dadurch wurden die am Oberlauf
der Rench gelegenen Gemarkungen zwar von der Hochwassergefahr befreit, doch
überfluteten die Wassermassen nun um so schneller die flußabwärts gelegenen Gemarkungen
, insbesondere aber das Maiwaldgebiet. Im korrigierten Renchbett bei
Erlach kamen bei Hochwasser pro Sekunde 200 cbm Wasser an, unterhalb Erlach
faßte die Rench nur 100 cbm, bei Wagshurst nur 30 cbm und im Maiwald sogar
nur 10 cbm. Alles übrige Wasser mußte über die Ufer austreten. Bei dem Hochwasser
1896 standen vom Ortsetter Rheinbischofsheim 15 ha bis zu 2 m unter
Wasser. Die Hochwasserschäden an Häusern und Feldern waren beträchtlich; die
versauerten Maiwaldwiesen lieferten immer weniger Ertrag. In vielen Jahren
konnte weder Heu noch öhmd gewonnen werden. Die Mißstände lagen klar zutage
, wurden auch seitens der Staatsbehörden und der betroffenen Gemeinden erkannt
, doch erschien erst 1913 nach langen Untersuchungen der „Entwurf der
Renchkorrektion abwärts Erlach und der Maiwaldkultur" im Druck. Die von dem
Oberbaurat Drach 1909 der Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaues erstattete
Denkschrift empfahl eine Korrektion der Rench und die anschließende Melioration
des Maiwaldgebiets mit Hilfe von Entwässerungsgräben. Der Weltkrieg und die
folgenden Notjahre ließen das Projekt nicht zur Ausführung kommen. Man war
sich vor allem über die Aufbringung der doch sehr erheblichen Geldmittel nicht
klar. Nach jahrelangen Verhandlungen wurde am 30. März 1936 das „Gesetz zur
Verbesserung der wasserwirtschaftlichen Verhältnisse in der Rheinebene zwischen
der Kinzig und dem Sandbach (Acher-Rench-Korrektion)" verkündet. Mit großem
Propagandaaufwand begann der Reichsarbeitsdienst mit den Arbeiten. Aber es
stand kein guter Stern über dem Unternehmen, denn der Arbeitsdienst wurde bald

276


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0279