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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 303
(PDF, 128 MB)
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gleichen Jahres wurden ihm 100 Gulden aus der Spitalkasse geliehen, „damit er
sein einmal angetretenes Werk vollenden und somit dem hiesigen gemeinen Wesen
nützlich werden könne". Dieser vorausschauenden Wirtschaftsförderung aus öffentlichen
Mitteln hat sich Burger würdig erwiesen: er baute die notwendigen
Brennöfen, errichtete eine Erd- und Farbmühle und stellte Fayence, Tonöfen sowie
feuerfeste Koch- und Tongeschirre her. Nach dem Eintritt von Jakob Ferdinand
Lenz und H. Schnitzler von Lahr in die Firma (1802) entwickelte sich ein fabrikmäßiger
Betrieb, der bald an 100 Arbeiter beschäftigte. Der Übergang der Reichsstadt
Zell an Baden brachte ein vergrößertes Absatzgebiet. Nach langen und
schwierigen Verhandlungen erhielt die Firma 1807 ein Privileg auf 15 Jahre zur
Errichtung einer englischen Steinzeugfabrik. Ausdrücklich legte § 4 fest, „solle bei
dem Zeller Etablissement nach der Absicht der Entreprenneurs nur allein englische
Steinguts Waaren nach Wedgwoods Art, mithin keine solche, wie sie dermalen
in der fürstlichen Manufaktur zu Rotenfels fabricirt werden, . . . und zwar von
der Qualität des Steinguths bis zum ächten Porcellain verferttiget werden". Im
Umkreis von zehn oder höchstens zwölf Stunden solle kein anderes derartiges
Werk geduldet werden; Wasserrechte, Holzlieferungen und Niederlassungsfreiheit
für die Arbeiter wurden zugesichert. Das Privileg bewirkte zunächst einen Aufschwung
des Werks, aber schon die Kontinentalsperre brachte die ersten Rückschläge
: 1811 wurden nur noch etwa 50 Arbeiter beschäftigt. Eine ernsthafte Konkurrenz
erwuchs Zell in der 1817 von Georg Friedrich Horn, einem Obereinnehmer
, in Hornberg errichteten Manufaktur. Vergeblich beriefen sich die Zeller
auf das Privileg, da Hornberg doch nur vier Stunden von Zell entfernt war. Die
Regierung wies die Beschwerden ab, weil Hornberg zum Zeitpunkt, als das Privileg
gewährt wurde, noch württembergisch gewesen und so das Privileg nicht anzuwenden
sei. 1819 trat Burger aus der Zeller Firma aus, Lenz wurde alleiniger
Inhaber der Fabrik. In der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Produktion von
Hartporzellan aufgenommen, was eine Vergrößerung der Fabrikanlagen erforderte
. Die Rohmasse wurde aus Limoges bezogen. Zur Ausschmückung der Ware
mit Blumenhandmalerei gewann man böhmische Porzellanmaler. 1869 wechselte
die Firma den Besitzer, doch entsprachen die Produkte nicht dem Publikumsgeschmack
, außerdem geriet die Fabrik wegen des Ausbleibens der Lieferungen aus
Frankreich im Krieg 1870/71 in ernste Rohstoffschwierigkeiten, so daß die Firma
1874 erneut veräußert wurde. Sie firmierte jetzt Karl Schaaf vormals J. F.Lenz.
Anfangs des 20. Jahrhunderts ging die Firma an Georg Schmider über, der bereits
Inhaber einer Steingutfabrik in Zell war. 1925 beschäftigte die Firma Georg
Schmider, Vereinigte keramische Fabriken, 398 Arbeiter.

Der Konkurrenz der Hornberger Steingutfabrikation für die Zeller Firma ist
oben bereits gedacht. Ihre Entstehung verdankt die Hornberger Industrie der in
der Nähe der Stadt gefundenen weißen Erde, die im 18. Jahrhundert nach der
Porzellanmanufaktur Ludwigsburg und sogar nach Wien verschickt wurde. Zunächst
wurden Steingut-Gebrauchsgeschirre erzeugt, trotz der Zeller Proteste.
1884 wurden 80 Personen (10 Mädchen, 10 Knaben, 60 Erwachsene) beschäftigt
. In den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zog sich die Gründer-

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