Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 308
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0311
fassung bestimmte in Artikel 97 u.a.: „Aufgabe des Reiches ist es, die dem allgemeinen
Verkehr dienenden Wasserstraßen in sein Eigentum und seine Verwaltung
zu übernehmen." Das Reich nahm in Durchführung dieser Bestimmung den
Rhein bis Basel in Hoheitsverwaltung und ließ von den Ländern in Auftragsverwaltung
die notwendigen wasserbaulichen Arbeiten ausführen.

Die wasserbaulichen Arbeiten, technische Voraussetzung für die Schiffahrt, waren
zu diesem Zeitpunkt freilich großenteils schon beendet. Die erste, einschneidendste
und bekannteste dieser Arbeiten ist die von Johann Gottfried Tulla geplante Rheinkorrektion
, durchgeführt in den Jahren 1817 bis 1876. Bis dahin war der Rhein
größtenteils kein formierter, sondern ein infolge seines starken Gefälles reißender
und in eine Unzahl von Armen zerteilter Wildstrom. In vielfacher Verästelung
beanspruchte der Strom für sein Bett einen bis zu 3 km breiten Streifen des Talgrundes
, eine geschlossene Uferbildung war gar nicht, Hochgestade nur stellenweise
vorhanden. Wochen- und monatelang nach Abzug der Hochflut stand noch Wasser
in den Kellern, Stallungen und Feldern der in der Niederung liegenden Rheinorte,
die Wohnungen waren durchfeuchtet, die Umgebung von Sümpfen bedeckt. Die
Folge war eine weite Verbreitung von Malaria, typhösen Fiebern und Augenentzündungen
unter der Bevölkerung. Die Landwirtschaft erlitt durch die Überschwemmungen
großen Schaden, oftmals wurden weite Strecken des Uferlandes
abgerissen. Die von den Anwohnern des Rheins selbst oder von den einzelnen
Landesherrschaften durchgeführten Rheinbauten hatten eigentlich nur immer bezweckt
, das Rheinwasser vom eigenen Territorium fernzuhalten. So wurde der
Lauf des Rheins praktisch nicht verändert, nur die Wassermassen zum Nachbarn
hingelenkt. Es standen die technischen Mittel zu einer grundlegenden Änderung
nicht zur Verfügung, außerdem konnten sich die vielen Anliegerstaaten nicht zu
gemeinsamem Vorgehen aufraffen. Nachdem bereits am Ende des 18. Jahrhunderts
zwischen Baden und Frankreich gemeinsame Maßregeln zur Verbesserung des
Stromlaufs wenigstens auf einigen Strecken vereinbart worden waren, die infolge
der Kriegsereignisse nur teilweise zur Ausführung kommen konnten, war es Tulla
zu verdanken, daß die Rheinkorrektion in Gang kam. Tulla, der 1804 mit der
Leitung des Flußbauwesens in Baden betraut wurde, erkannte bald, daß Teilverbesserungen
nicht zum Ziel führen konnten, so daß er in genialer Weise eine
Korrektion des gesamten Oberrheins entwarf. Es galt, durch Herstellung eines
tieferen, einheitlicheren Strombetts für raschen Ablauf der Wassermassen bei
Hochwasser zu sorgen, wozu oberhalb der Murg ein neues Bett gegraben werden
mußte, unterhalb der Murgmündung waren die vielen Windungen in Durchstichen
abzuschneiden. In Wort und Schrift betonte er die Notwendigkeit systematischer
Behandlung der Rheinbauten, und es gelang ihm nach zähem Kampf, durchzusetzen
, daß zunächst mit Bayern eine Übereinkunft hinsichtlich der badisch-bayerischen
(pfälzischen) Strecke zustande kam. Der große Erfolg dieses Unternehmens
bestätigte die Richtigkeit seiner Auffassungen, doch blieben die badischen Versuche,
mit Frankreich ein ähnliches Übereinkommen zu erzielen, zunächst ohne Erfolg.
Erst am 5. April 1840 kam der badisch-französische Grenzvertrag zum Abschluß,
worin Artikel 19 die Korrektion des Rheins vorsieht. Die vereinbarten Arbeiten

308


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0311