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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 324
(PDF, 128 MB)
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in diese Frühzeit zurückreicht, kann, abgesehen von den allgemein geschichtlichen
Verhältnissen, in denen sie früh schon erscheint, aus der Wahl ihres Heiligenpatrons
gefolgert werden. Das Vorkommen von Heiligenpatronaten, die für das fränkische
Westreich charakteristisch sind, wie Martinus (Gengenbach, Sinzheim, Großweier),
Hilarius (frühe Altarstiftung in Sasbach), Aegidius (Roßberg bei Wolfach), Mauritius
(Ulm bei Oberkirch), oder von Kirchenpatronen, deren Kult zur Zeit der
Missionierung Alemanniens eben aufgekommen war oder sich besonderer Beliebtheit
erfreute, wie der hl. Stephanus (Achern, Reichenbach bei Lahr), der hl. Michael,
der beim frühen Mönchtum besondere Verehrung genoß (Hönau, die ursprüngliche
Ortskirche in Schwarzach), des hl. Nikolaus, der als Patron der Fischer und der
Seeleute in den am Rhein oder an den vielen mittelbadischen Flüssen gelegenen
Orten eine auffallend verbreitete Verehrung hatte (Freistett, Hausgereut, Gams-
hurst, Moos, Kapelle in Achern, Renchen a. a. O), und endlich von Kirchenpatronen,
in denen sich der auf liturgische Zentralisation zielende Einfluß Roms und der sie
fördernden benediktinischen Klosterreform verrät, Maria, Petrus und Paulus
(Ettenheimmünster, Gengenbach, Schuttern, Schwarzach, Burgheim), deutet stets
auf frühe Kirchengründungen. Aus den zwei ersten Jahrhunderten des zweiten
Jahrtausends sind bei uns immerhin noch einige Bauten vorhanden, die uns eine
Vorstellung von der romanischen Baukunst unserer Gegend geben können. Allen
voran steht die altehrwürdige Kirche von B u r g h e i m *), ursprünglich wohl die
Eigenkirche eines Burgsitzes, dann aber schon im 11. Jahrhundert als Pfarrkirche
nicht nur von Lahr (bis über das Ende des Mittelalters hinaus), sondern auch eines
weiten, noch Kuhbach, Dinglingen und Mietersheim umfassenden Sprengeis. Ihr
Neubau wird 1035 feierlich konsekriert; er hatte einen Vorgänger, der ab antiquis
patribus herrührte 2b). Die heute stehende Kirche besteht aus einem einschiffigen
romanischen Ostbau und einer westlichen Verlängerung der Spätgotik (1455), bei
welcher das romanische Hauptportal in die Fassade dieses Anbaues versetzt wurde.
Seine ausdrucksvolle Wirkung erhält dieser im übrigen schlichte Bau durch den
wuchtigen Ostturm, der in voller Breite das Langhaus abschließt und in den zwei
unteren Geschossen als einzige Gliederung zwei Gurtgesimse, im obersten Geschoß,
unmittelbar unter dem Satteldach, auf jeder Seite zwei Paare dopeltgekuppelter
Schallöffnungen mit Rundbogen hat. Die Formen dieser Arkadenreihe lassen sich
kaum in den baugeschichtlichen Zusammenhang der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts
in unserer Gegend bringen; sie sprechen für die erste Hälfte des 12. Jahrhunderts
, und das Sockelgesims des romanischen Westportals, das in seinen Gliederungen
übereinstimmt mit demjenigen am Triumphbogen, ist in seiner verkröpften
Umführung um das Türgewände charakteristisch für die Hirsauer Bautraditionen,
die aber erst in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in Erscheinung treten. Man
muß sonach annehmen, daß unser heutiger Ostbau bereits die dritte Kirche war und
die 1035 geweihte etwa 100 Jahre später durch einen Neubau ersetzt wurde. Eine

4) Vgl. meine Ausführungen in dieser Zeitschrift I, 137/149, und III, 10 ff.

2b) Wichtigstes Ergebnis der unter Ziff. lb) angeführten Grabungen war die Aufdeckung einer aus der
ersten Hälfte des 8. Jahrhunderts stammenden Kirche und der Fund einer römischen Brunnenfassung hart
nördlich der Kirche. — Siehe Arnold Tschira: „Ausgrabungen in der Kirche St. Peter in Lahr,
Stadtteil Burgheim", a. a. O., S. 477 ff., mit Plänen und Abbildungen.

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