Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 338
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0341
ersten Mönche von Allerheiligen lassen diese Tatsache verständlich erscheinen.
Immerhin klingt die bisherige Stiltradition an den ältesten Teilen, am Chor und
QuerschifF und im Eingangsportal in den neuen Stilformen noch überall durch. Dieser
Kirchenbau, der so viele interessante Probleme in sich barg, hat leider schon
durch die schwere Brandkatastrophe von 1470, dann durch eine weitere nach der
Säkularisation (1803) bedenklich gelitten, zur völligen Ruine aber hat ihn die
schandbare Mißhandlung und Mißachtung des 19. Jahrhunderts werden lassen.
Die ursprüngliche Baugeschichte ist dadurch zu einem fast unlösbaren Rätsel geworden
, in das an dieser Stelle (IV, 1—11) ein kundiger Fachmann, Prof. Staatsmann
, auf Grund von Grabungen und Nachforschungen einiges Licht zu bringen
suchte. Nach seinen Ausführungen erübrigt sich ein Eingehen auf Einzelheiten; ich
kann mich mit einer allgemeinen Würdigung begnügen. Die in Kreuzform angelegte
dreischiffige Kirche hatte, wie es bei einem mit den Cisterciensern auf Strenge und
Schmucklosigkeit haltenden Reformorden Regel war, alle dekorativen Schmuckformen
ausgeschaltet, rechteckigen Chorschluß und einen dachreiterartigen Vierungsturm
, völlig zierlose Kapitelle an den Pfeilern; alle Schönheit war in die Strenge
und Solidität der Bauglieder und in die Verhältnisse des Rauminnern gebannt:
eine wahrhaft nüchtern-asketische Konstruktion, die durch den erhabenen Ernst
und die feierliche Eindringlichkeit ihrer Zweckformen zu fesseln vermochte. Aber
wie bei Cisterzienserbauten gab es auch in der Kirche zu Allerheiligen eine Stelle,
wo man den Drang nach ausdrücklicher Schönheit in reicheren Zierformen, in prächtigen
Maßwerkzeichnungen sich auswirken ließ; es ist die zur Kapelle erweiterte
südliche Nebenapsis neben dem Hauptchor. Ist letzterer mit dem Querschiff gegen
Mitte des 13. Jahrhunderts anzusetzen, so fällt der Langhausbau in die zweite
Hälfte des Jahrhunderts. Für ihn war ursprünglich Rippenwölbung vorgesehen,
aber bald wieder aufgegeben. Wir können mit Sicherheit heute nicht mehr sagen,
in welchem Aufbau das Langhaus den Brand von 1470 erlebt hat, ob es nur Flachdecke
hatte bei basilikaler oder Hallenanlage oder eine Einwölbung mit überhöhtem
Mittelschiff. Bei der Wiederherstellung nach dem eben erwähnten Brand ist die
Durchführung des Hallentyps, der damals zeitgemäß war, sicherlich erfolgt. Was
mit Gewißheit über den ursprünglichen Bau des 13. Jahrhunderts ausgesagt werden
kann, ist seine nahe stilistische Verwandtschaft mit der Straßburger Gotik, die
namentlich in den Querschnittsverhältnissen ersichtlich wird, und dadurch auch mit
der französischen, insbesondere von St. Denis.

Ungefähr gleichzeitig mit der Klosterkirche Allerheiligen ist in der Ortenau ein
zweiter Bau entstanden als frühes Denkmal heimischer Gotik, wiederum in stilistischer
Abhängigkeit von Straßburg; es ist die Stiftskirche in Lahr"b), die als
Gotteshaus der Augustiner-Eremiten entstand und wohl gleich nach der durch die
Gemahlin Walthers II. von Geroldseck bewirkten Stiftung ihrer Niederlassung
(1259). Es ist eine dreischiffige Basilika-Kirche ohne Querschiff, mit in gleicher

Hb) Vgl. HermannSteurer: „Die Stadt Lahr — baugeschichtlich betrachtet — und das Schutter-
tal" im Jahresband 1935, „Ottenburg und die Ortenau" der „Badischen Heimat", S.213 ff., mit Abbildungen. —
Latroix, Niester: „Kunstwanderungen in Baden", Belser-Verlag, Stuttgart 1959, S. 182 ff. (im
nachfolgenden nur noch als „Kunstwanderungen" bezeichnet).

338


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0341