Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
40. Heft.1960
Seite: 348
(PDF, 128 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0351
kommt dem Chorbau der alten Kirche in H a u s a c h eine besondere Bedeutung
zu, insofern er uns die Schönheiten und ausgezeichnete Wirkung des Spätstils am
besten noch veranschaulichen kann. Wahrscheinlich von dem aus Freiburg empfohlenen
Steinmetzen Erhart 1514—1516 errichtet, stellt er eine weite, lichte Halle mit
hohen Fenstern in üppigem Maßwerkschluß vor, oben abgedeckt durch ein reich
entwickeltes Sternrippengewölbe, bei aller Trockenheit der Einzelformen doch sorgfältig
und meisterhaft ausgeführt und von überraschendem Raumeindruck. Durchgängig
einfacher in den Formen, aber nicht weniger ansprechend in ihrer Gesamterscheinung
ist die ungefähr gleichzeitige, kleine dreischiffige Kapelle mit ausladendem
polygonem Chörlein am Kreuzgang des ehemaligen Franziskanerklosters in
Offenburg. Die Gewölbe sind hier in der alten Kreuzrippenform ausgeführt,
die drei Schiffe nach dem Hallenschema gleich hoch, das Fenstermaßwerk in Dreipaßzeichnung
.

Von größeren noch erhaltenen Bauschöpfungen kommt die Kirche in K i p p e n -
heim in Betracht, deren Langhaus und Chor den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts
entstammen, ersteres nach einem Brand in der Barockzeit mit neuer Flachdecke
versehen, letzterer noch ziemlich ursprünglich, mit Netzgewölbe überdeckt
und mit zwei- und dreigeteilten Fenstern mit Fischblasenmaßwerk ausgestattet. Von
alter Ausstattung (Kanzel, Sakramentshäuschen, Tafelbildern) hat sie noch auffallend
viel gerettet. Ein Landkirchenbau, der sich noch erhalten hat ohne spätere
Zutaten, allerdings ohne alte Ausstattung, steht in der Bergeinsamkeit von Roßberg
(1. Hälfte des 16. Jahrhunderts) zwischen Wolfach und Wittichen. Reichere
Gliederungen und Formen sind hier fortgeblieben; nur in den Fensterleibungen und
Sockelprofilen spricht sich der Spätstil aus. Weitaus das bedeutendste und künstlerisch
höchststehende Baudenkmal dieser Spätzeit in der eigentlichen Ortenau ist
aber die Kirche in Lautenbach, die sich der Konvent von Allerheiligen als
provisorisches Gotteshaus bis zur Wiederherstellung seiner durch Brand schwer
heimgesuchten Klosterkirche durch den Steinmetzen Hans Hertwig aus Bergzabern
1471—1488 erstellen und mit auserlesener Kunst im Innern ausstatten ließ. Ein
einschiffiger Bau, in seiner Gesamtheit von Netzgewölben überspannt, Rippen und
Gewände sorgsam und reich nach spätgotischer Art profiliert, die Fenster in Langhaus
und Chor zwei- oder dreiteilig, mit Fischblasenmaßwerk ausgestattet. Zu
einem lauten Jubellied aber erhebt sich dieser Dekorationsstil an der kleinen Gnadenkapelle
, die wie ein köstlich behandelter Reliquienschrein im Langhaus steht,
mit großen Fensteröffnungen rings umsetzt, deren Maßwerk aufzüngelt, sich verschlingt
und zusammenrollt und nach oben über sich berührenden und wieder aufreckenden
Bogen in krabbenbesetzten Fialen ausklingt. Es ist das üppigste Schaustück
, das die Spätgotik in Mittelbaden hervorgezaubert hat. Der hohe Reiz dieser
Kirche besteht für uns aber in der fast geschlossenen Erhaltung ihrer hochwertigen
Innenausstattung mit Glasmalerei, Skulptur- und Altarbildern, noch ganz in alter
Anordnung, so daß hier noch die alte Kunst in lebendigem Zusammenhang mit der
Gegenwart steht.

Der künstlerisch wichtigste Bau im unteren Teil Mittelbadens ist der Um- oder
Neubau der Stiftskirche in Baden-Baden, die 1453 für ein Kollegialstift un-

348


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau1960/0351