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Zahl aber einen Rückschluß gestattet, wieviel einst vorhanden war. Einzig die
Kirche in Lautenbach, die durch einen Klosterkonvent erbaut und im Innern ausgestattet
wurde, kann uns noch eine Vorstellung vermitteln, wie reich die künstlerische
Inneneinrichtung unserer spätmittelalterlichen Kirchen war, und wir können
darnach bemessen, wieviel sich in den größeren Klöstern in jahrhundertelangem
Bestand zusammengehäuft hatte. Davon ist nahezu alles für uns heute verloren,
selbst in Klöstern, deren Kirchen teilweise noch jetzt in anderer Zweckbestimmung
fortbestehen.
In die Kirchen des Spätmittelalters zieht eine überaus reiche Kunst mit viel-
Portalmadonna
der Lautenbacher Kirche
artigen Schöpfungen ein. Die zahlreichen Altar- und Pfründestiftungen wie das
Vorhandensein einer unmäßigen Zahl von Reliquien, über deren oft eigenartigen
Kult sich nicht nur Sebastian Brant in seinem Narrenschiff (Ausgabe Gödecke, 1872,
63, 11 ff.), sondern auch Geiler von Kaisersperg (Navicula sive speculum fatuorum,
Straßburg 1511, XXI F), teils unmutig, teils sarkastisch ausließen, aber auch der
Bestand immer zahlreicher werdender Bruderschaften und das Aufkommen vieler
neuer Andachten (zum Herzen, zur Kindheit Jesu; zur Passion [ölberg, hl. Gräber,
Schmerzensmann, Pieta u.a.m.]) und nicht zum wenigsten die große Zahl von
neuentstehenden Wallfahrten, besonders zur Gottesmutter (Maria Linden, Lautenbach
, Bühlweg, Maria-Ketten, Dreieichen, Triberg, Klingelkapelle u. a.), führten
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